Wenn es ein Album derzeit schafft, den Alptraum der Gegenwart darzustellen, dann die neueste Veröffentlichung »Seven Horses For Seven Kings« des Berliner Projektes Black To Comm. Die Trompeten von Jericho zu Beginn machen direkt klar, dass die Angst berechtigt ist, der Tod naht, der Ernstfall bereits eingetreten ist und das Schlimmste nicht bevorsteht, sondern längst geschehen ist. Es erklingt Gesang, der an die Schreie der Ringgeister aus »Herr der Ringe« erinnert. Tatsächlich viszeral, was hier mit wer weiß nicht was für Knöpfchen und Räderchen, Gitarren, Keyboards etc. zusammengemixt wird. Es ertönt eine von H.P. Lovecraft erzählte und von H.R. Giger gestaltete Horrorlandschaft. Höchst intensives, surreales und böses Ambiente. Von schleppender, durchdringender Rhythmik durchzogen, mal nur die Ungetüme von Soundcollagen, dann wieder eine Techno-artige Drum-Machine auf »Fly On You«, das mit einem tanzbaren Industrial-Beat überrascht. Marc Richter, Mensch hinter dieser Musik, schafft es hervorragend, seinen offensichtlich üppigen Vorrat an verschiedenen Soundquellen zu einer ganz eigenen Sprache zu verschmelzen. Auf »If Not, Not« kommen die sieben Könige auf ihren Pferden herbei und schlagen die Felle der Teufelstrommeln. Nur hier und da Melodien, die eine – wie auch immer geartete – Harmonie der Welt irgendwo erahnen lassen (»Angel Investor«), jedoch hinter so kratzigem Dickicht von schwärzestem Schwarz versteckt sind, dass von Hoffnung keine Rede sein kann. Wer sich die Bilder des letzten »Mad Max« vor Augen führt, ist, was einen bildlichen Vergleich angeht, recht gut bedient. Es fehlt vielleicht noch etwas Lava, schwarze Engel mit den Gesichtern einer Francis-Bacon-Malerei und ganz, ganz viel Dunkelheit. Ob das Licht am Ende des Albums der Tunnelausgang oder ein entgegenkommender Zug ist, muss jede*r selbst entscheiden.
Black To Comm
»Seven Horses For Seven Kings«
Thrill Jockey
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