Verwaschenes Flanellhemd und die verbeutelte Stratocaster waren unzertrennlich und gehörten schlicht zu Rory Gallaghers explosiven Bühnenauftritten. Zehn Jahre nach seinem Tod fragen wir keck: war er gar der »modische Übervater des Grunge«? Ungeachtet der klobigen Holzfällerhemden, seine Strat konnte losheulen, göttliche Soli von der Bühne schicken und »der Welt alles sagen, was er zu sagen hatte«, erinnert sich Roger Glover, Bassist und Produzent von Deep Purple, an das irische Blues-Talent. 1948 in Donegal geboren, bringt sich Rory bereits als Kind das Gitarrenspiel bei, gewinnt mit zwölf die ersten Wettbewerbe. Irgendwann kommt die besagte Fender hinzu. 1966 gründete er die legendäre Band Taste – von da an rollte ein Stück Rockgeschichte. Zwar noch on Tour und gelegentlich mit Studioarbeiten beschäftigt, wird es in den 80er Jahren um den als scheu geltenden Musiker etwas ruhiger. 1995 stirbt Gallagher an den Folgen einer Lebertransplantation. Fast ein irisches Schicksal, so könnte man meinen.
Wenn eine Best of CD einer Legende auf den Markt geschleudert wird, entlockt dies in der Regel zunächst einmal Nasenrümpfen. Das vorliegende Doppelalbum indes ist schön aufgemacht, mit umfangreichem Booklet und vielen Farbfotos, auch die Trackliste ist sorgfältig gewählt. Die insgesamt 24 Titel werden den Blues-Rockliebhaber bestimmt begeistern. Nochmals eine kurze Rückblende: Vor Urzeiten haben vor allem Scheiben wie »Photo-Finish« und »Top Priority« eingeschlagen und natürlich die »Irish Tour«, allesamt Aufzeichnungen von Gallaghers furiosem und beeindruckendem Gitarrenspiel. Stücke dieser genannten Tonträger kommen auf der Best of eindeutig zu kurz. Als Einsteiger-Kit vermag »Big Guns« auszureichen. Doch in jede ernsthafte Sammlung gehören jene drei Alben, entsprechend der Gallagher-Trinität: Flanellhemd, Stratocaster und Whiskey.