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Berke Can Özcan

»Mountains Are Mountains«

Bohemian Drips/Who Are We Who We Are 

Mit der türkischen Jazzformation Konstrukt ist Schlagzeuger Berke Can Özcan schon in verschiedenen Zusammenhängen positiv aufgefallen; sie pflegten Kollaborationen mit Künstler*innen, z. B. Brötzmann, Vandermark, McPhee, Evan Parker, und gaben dem Ganzen einen eigenen, ganz unverstaubten Touch. Auf Bohemian Drips veröffentlicht er nun seine erste Soloeigenkreation unter der tautologischen Bezeichnung »Mountains Are Mountains«. Er versammelt darauf perkussive Spielereien mit Songstruktur, ein Schlagzeugeralbum zum Zuhören und Mitgehen, das nicht nur Aufmerksamkeit will, sondern kleine, subtile Geschichtchen erzählt. Beginnend mit dem schönen »The Shepherd«, das perkussiven Experimenten einen verträumt jazzigen Charakter verleiht. Hat was von Bohren & der Club of Gore. Özcan nutzt bei seinem Spiel sämtliche Möglichkeiten aus, seien es die perkussiv-rhythmischen, seien es die harmonischen oder die der Melodie. Letztere sind stets zuckersüß und träumerisch. Die Beats in »Membrane« haben eine Clicks-and-Cuts-Ästhetik, die aus dem »natürlichen« Gebiet, in welchem man sich zuvor bewegte, in künstliche Areale entführt. Die Nummer »Bow« hat etwas besonders Tiefes und Aquatisches, »Igloo« geht in eine ähnliche Ambient-Richtung. Das gefällt. Es sind recht offensichtlich Eindrücke und Erinnerungen von Reisen, die Özcan da verarbeitet. Es klingt auch mal nach Urwald und Affengeschrei. Und das alles ist so organisch verarbeitet, mit seinen tausenden Instrumenten (u. a. Glockenspiel, Gong, Schlitztrommel, Aquadrum, Vibraphone, Harmonium, Kalimbas und zig selbstgemachte Schätze), die sich überlappen wie vergangene Erinnerungen und mit warmen Loops verschwimmen. Angenehmer Kulturschock, endlos weit entfernt von unangenehmem Ethno-Kitsch.

Home / Rezensionen

Text
Lutz Vössing

Veröffentlichung
02.08.2020

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