Fraglos zeichnet Christian Fennesz für zwei Highlights des Jahres 2014 verantwortlich. Zum einen demonstrierte er beim Donaufestival in Krems, wie man im Wechselspiel zwischen E-Gitarre und Echtzeit-Computerverarbeitung, digital und analog, auch live eine spannungsgeladene Aufführung bewerkstelligt. Fantastisch. Zum anderen dann dieses Album: Für »Bécs«, so eine ungarische Bezeichnung für Wien, kam Fennesz, der in der Zwischenzeit beim britischen Label Touch veröffentlichte, wieder zurück zu Mego, jetzt Editions Mego, um nach den Alben »Hotel Paral.lel« (1997) und dem erfolgreichen »Endless Summer« (2001) dort seine Trilogie zu vollenden. Auf »Bécs« gelang Fennesz das Kunststück, ein Elektronik-Album, das für Popfans zugänglich ist, das zugleich jedoch nichts an Komplexität verliert, zu schaffen. Erbaulicher, als das düstere Vorgänger-Album »Black Sea« (Touch, 2008) fiel es nicht zuletzt deshalb aus, weil es, so Fennesz, in einer seiner stimmungsvolleren Phasen entstanden ist. Erstmals arbeitete er mit zwei Drummern, Tony Buck (The Necks) und Martin Brandlmayr (Radian). Vom Song »Liminality«, von dem es zwei Versionen gab, ist nach »Liminal« (Seven Stars, EP, 2011) nun auch die Live-Version auf ein Album gebannt. Beim instrumentalen »Static King« ließ Fennesz den Gesang des verstorbenen Mark Linkous (Sparklehorse) weg. In »Bécs« fühlt man sich generell in unwirkliches Ambiente versetzt, in dem im ruralen Vordergrund zumeist romantische Motive mäandern, während im Background doppelsinnige digitale Sound-Schichten flimmern. Seit einigen Jahren arbeitet Fennesz nicht nur mit der musikgeschichtlichen Elite zusammen, sondern zählt für die internationale Pop-Musikrezeption selbst zur Crème de la Crème der Electronics. Mit »Bécs« gelang dem avancierten Glitch-Romantiker der Electronic Music ein Top-Album des Jahres.
Live: »fennberg – fennesz & peter rehberg in concert« Fri 19. 12. 2014, 19:00 | grelle forelle I Spittelauer Lände 12, 1090 Wien