Stets schon fragten sich PoetInnen, wie bringe ich Lyrik dem Publikum näher (im Hintergund die ungelöste Problematik der angemessenen Literaturpräsentation). Wer nicht lesen will, darf hören und grundsätzlich war das Wort ursprünglich ohnehin gesprochen. Die reine Deklamation wirkt womöglich aber eindimensional? Dagegen hilft seit Alters her die Vertonung. Etta Streicher, Dichterin und Schauspielerin, suchte die Musik, Christof Waibel, Pianist und Komponist fehlten die Worte. Glücklicherweise kamen die beiden zusammen, um ihre Vision von Poesie und Musik verwirklichen zu können. Christof Waibels Kompositionen untermalen und konterkarieren Etta Streichers Lyrik. Das Klavier erzählt aber auch eigene Geschichten neben, zwischen und hinter den Zeilen. Dada trifft auf ’68, Romantik auf Ironie, die kleine Anarchie auf die große Freiheit. »Gretchen« lebt werbungsdiktiert nach Schema F, eine neue Gottheit wird in »Handy unser« entlarvt, es wird uferlos geträumt (»Vermeerung«) und dem allerschönsten Satz \“Wolken sind aus Wasser, das den Mut zu fliegen hat\“ sollte nichts hinzugefügt werden.
Christof Waibel/Etta Streicher
»Augenlieder. Piano & Poesie«
Boomslang Records
Text
Jenny Legenstein
Veröffentlichung
18.12.2005
Schlagwörter
Boomslang Records
Christof Waibel/Etta Streicher
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