Early Spring Festival, u. a. mit Lùisa © Jochen Manz
Early Spring Festival, u. a. mit Lùisa © Jochen Manz

Aufblühende LiedermacherInnen in Saalfelden

Mit Early Spring setzen die Macher des Jazzfestivals Saalfelden einen bewussten Kontrapunkt mit hohem Frauenanteil. Das Singer-Songwriter-Festival wird vom 23. bis 24. März 2018 im Nexus Kunsthaus Saalfelden über die Bühne gehen. Die Bandbreite reicht von Folk bis Neopop mit Punk- und Americana-Einfärbungen.

Den Auftakt beim Early Spring besorgen Lilly Among Clouds. Das ist die Band der Würzburgerin Lilly Brüchner, deren pianogetriebene Songs sich majestätisch aufbauschen können. »Musik für den ganz dicken Kloß im Hals« schreiben die Veranstalter. Gar »ihr Herz auf der Zunge« trägt außerdem die Irin Ailbhe Reddy. Ihre ausdruckstarke Stimme hat Soul und auch ihre Songs sind, wenngleich zum Bombast neigend, very soulful! Die emotionale Tiefe ihrer Stimme ist wahrlich beeindruckend. Was zu zwei weiteren Geheimtipps führt.

Lina Maly © Sven Sindt

Lina Maly
»Nur zu Besuch« hieß das Debütalbum der deutschen Sängerin Lina Maly, das sie 2016 – im Alter von nur 18 Jahren – auf dem Major Label Warner Records veröffentlichte. Das passte irgendwie auf Anhieb. Der Weg in die Charts verhalf zu früher Bekanntheit, die deutschsprachigen KritikerInnen priesen sie als neue Stimme einer Generation, die offenbar doch anderes im Kopf hat, als mattmüde den Status auf Facebook zu checken. Ihre Texte jedenfalls setzen sich mit den realen Problemen des frühen Erwachsenendaseins auseinander. Echte Freunde, zerbrochene Liebe, die neoliberale Anpassungsgesellschaft. Ehrliche Themen eben, über die man sich Gedanken macht, auch wenn einem das in diesem Alter keiner so richtig zutrauen möchte. Maly ist mittlerweile in Berlin zu Hause, produziert gerade ihr neues Album und kommt am Freitag, dem 23. März zu Besuch nach Saalfelden, wo sie ihre ausgemachte Mischung aus deutschsprachigem Chanson, aufblühend-sprudelndem Pop und – übrigens selbstgeschriebenen – lebensnahen Texten präsentieren wird.

Lùisa © Marie Hochhaus

Lùisa
Lùisa spricht drei Sprachen, bereiste schon in jungen Jahren die Welt und hatte mit 22 bereits zwei Alben veröffentlicht. Ihr letztes, »Never Own«, erschien 2015 auf dem kanadischen Independent-Riesen Nettwerk – als erstes deutsches Signing überhaupt. Dass sie mit der Poplandschaft ihrer Heimat allerdings wenig gemeinsam hat, drückt sich auch durch ihre betont internationale Ausrichtung aus. Das von ihrer prägnanten, rauchigen Stimme durchzogene, eher abstrahiert zurückgenommene und in manchen Momenten an Leslie Feist, dann wieder an Laura Gibson erinnernde Werk wurde auf einem Hausboot in London aufgenommen. Darauf ist Lùisa – natürlich – in drei Sprachen zu hören. Neben englischen Texten versucht sie sich mal als französische Liedermacherin (»L’hiver en Julliet«), dann wieder in sphärisch verhalltem Italienisch (»All’Inizio«). Das alles geht gut durch, kommt entspannt rüber und lässt von vorbeiziehenden Wolken und vom Sommer träumen. In Saalfelden ist Lùisa, die abseits der Bühne auch auf den Namen Luisa Ortwein hört, übrigens am Samstag, dem 24. März zu Gast. Unbedingt anschauen!

Máni Orrason © Máni Orrason

Wohlfühlige Männerwelt
Auch die männlichen Artists sind nicht ohne: Das Duo Schreng Schreng & La La wendet sich im Song »Ekel & Abscheu« gegen Asylwerberhass, Homophobie und vieles mehr und bietet im Grunde Akustikgitarrenschrammeln mit ein bisschen Punkgestus und gewöhnungsbedürftigen Deutschpopstimmen. Das rockt weniger als Lukas Weiser aka Onk Lou, der mit The Better Life Inc. live auch die Sau rauslassen kann. Die Narrative des Niederösterreichers handeln u. a. von Aussteigern, aber auch von Zuhausehockern, die es bereuen, etwas versäumt zu haben. Wohlfühlmusik mit leicht souligen bzw. karibischen Rhythmen. Durchwegs mit eher flotter Musik betreibt Marcel Brell seine Liedermacherei. In »Sprechendes Tier« gibt er, ein bisschen streicheruntermalt, glaubwürdig den um Verzeihung bittenden Ex-Freund, der die Beziehung fortsetzen will. Durch seine Präsenz schafft es der mit dem Fred-Jay-Preis gewürdigte Textdichter, seine Wortspiele in den Vordergrund zu rücken. Am besten gefällt aber Máni Orrason, eines der vielen in Island sprießenden Talente. Die dramaturgisch gut aufgebauten Songs des 19-Jährigen sind im Gegensatz zu den zuvor genannten Herren noch am ehesten an Folk orientiert. Ein kräftiger Schuss Americana und lässige Pedalsteelgitarre sorgen für prächtige Songs wie »Wave of Good Noise«, die ein mitreißendes Gastspiel verheißen.

Link: www.kunsthausnexus.com

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