Kaja Draksler © Petra C Velbar
Kaja Draksler © Petra C Velbar

artacts ʼ17, 10.-12. März 2017, St. Johann in Tirol

Hohe Frauenquote, gut klingende Tastenexperimente, kuriose Bandnamen (Lotto, Blauer Fehler, Roter Fehler) und selbst Kinder huldigen freier Improvisation. Auf nach Tirol!

Großartig, wenn aus einem Festival heraus eine Tourband entsteht! Im Februar war das 2015 gegründete Ensemble Free Music St. Johann auf einer kurzen Konzertreise sogar zu Gast im Echoraum Wien und im ORF-Zentrum Innsbruck. Unter Anleitung von Barbara Romen und Gunter Schneider fanden dabei Profi- und Hobbymusiker zum gemeinsamen experimentellen Musizieren zusammen. Auch Hans Oberlechner, Musik Kultur St. Johann-Tausendsassa und künstlerischer Leiter von artacts, dem Festival für Jazz und improvisierte Musik, ist Mitglied dieses Ensembles.

Ein besonders hoher Frauenanteil kennzeichnet die diesjährige Ausgabe des Tiroler Musikfestivals, das einen Kontrapunkt zu Tourismuskommerz setzt und mit einer Neuentdeckung für Österreich aufwartet: Mette Rasmussen, die u. a. Mats Gustafssons Fire! Orchestra angehört, ist eine profunde dänische Saxophonistin, die zurzeit in Trondheim, Norwegen lebt. Die an Ornette Colemans Prime Time erinnernde Doppelbesetzung ihres Quintetts mit zwei Kontrabassisten (Torbjörn Zetterberg, Brandon Lopez) und Schlagzeugern (Paul Lytton, Raymond Strid) verspricht Spannung!

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Mette Rasmussen © KCetriolo


Pianistinnenoffensive

Ein Schwerpunkt widmet sich Klangfarbenspektren, die Koryphäen wie Katharina Klement, Elisabeth Harnik, Sophie Agnel und Kaja Draksler aus dem Klavier herauskitzeln. Katharina Klement wird im Duo mit der Performerin Lynn Book interagieren, Elisabeth Harnik im Trio Dek mit Didi Kern und Ken Vandermark. Die Französin Sophie Agnel wird mit Joke Lanz (turntables) und Michael Vatcher (drums) auftreten, während Kaja Draksler in einem Solo-Piano-Konzert zwischen den Gegenpolen Thelonius Monk und Cecil Taylor sowie mit ihrem Oktett zwischen Balkan- bzw. slowenischer Folklore und Free Improv changieren wird.

Katharina Ernst kredenzt für Ventil, die Band um Peter Kutin, hypnotische Rhythmen, während der norwegische Drummer Ståle Liavik Solberg auf alte Haudegen trifft. In seinem Quartett Will It Float spielen die Briten Steve Beresford (piano, objects, electronics), John Russell (ac guitar) und John Edwards (double bass). Brandneu ist der Vierer Blauer Fehler, Roter Fehler, in dem sich Jean-Luc Guionnet und Matija Schellander mit den Japanern Seijiro Murajama und Yan Jun, der auch Festivalkurator ist, matchen. Norwegische Newcomer sind Cortex, deren Sounds gehörig Inspiration von Ornette Coleman bis Albert Ayler beziehen. Und noch ein norwegischer Drummer gesellt sich auf die Bühne: Tollef Østvang meets Mars Williams (Reeds), neben Vandermark ein herausragender Artist aus Chicagos Free Jazz-Szene. Phänomenal tönen auch die an Minimal Music gemahnenden Sounds des polnischen Trios Lotto, die frappant an das Werk der Australier The Necks anknüpfen.

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Sophie Agnel © KCetriolo

Wie eingangs erwähnt, frönen erwachsene Hobbymusiker der freien Musik, doch auch Kinder dürfen sich seit einigen Jahren in St. Johann musikalisch austoben. Nach Absolvierung des Weekend-Schnupperkurses wird die von Anita Biebl dirigierte Kids Improvisers Workshop Band am Sonntag, dem 12. März um 14:30 Uhr im Festivalzentrum Alte Gerberei loslegen.

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