1986–1989. Ich bin im Volksschulalter. Mein kulturelles Leben beschränkt sich auf die 5 Freunde, Die Schlümpfe, Biene Maya, Nils Holgersson. Auch die Musik hat mich bereits in ihren Klauen. Wie jedes Kind, das etwas auf sich hält und für »cool« gehalten werden will, finde ich die Erste Allgemeine Verunsicherung recht knorke und blöke fröhlich mit meiner sorgfältig auf der Nase sitzenden Krankenkassenbrille etwas von »Küss die Hand tirili tirilo«, »Mamama Märchenprinz«.
20 Jahre später lese ich sogar mal ein Buch, besuche Operetten und Fußballstadien, musikalisch bewege ich mich auf ebenso gefährlichem Terrain auf welches ich nicht näher eingehe. Frontman, Dancing Star bzw. Juror und Hümörbömbe Klaus Eberhartinger hat sich also mit Kollegen Thomas Spitzer wieder an ein Album (Nr. 25?) gewagt. Zynische, politisch unkorrekte, augenzwinkernde und nicht ernst zunehmende (oder doch?) Texte sind wie eh und je originell. Musikalisch hat sich nicht viel geändert, aber es geht auch mehr um die verbalen musikalischen Bonmotscherln. Auffällig, dass sich Liedgut, welches genauso gut von Schlagerbarden Semino Rossi und Co. sein könnte, unter die humoresken Stücke mischt. Immer wieder ertappt sich der (»EAV?? Sowas würde ich NIIIIHHIEE hören. Geh bitte, hör auf, bist peinlich«) geneigte Hörer beim Schunkeln, Tanzen, Headbangen, Pfeifen, fröhlich in Bierlaune sein. Schade, dass die Öffentlichkeit nicht weiß, dass Eberhartinger ähnlich wie Ambros und Mankell eine tiefe durchaus ernsthafte Liebe zu Afrika verbindet.
Für Fans ein must have. Definitiv. Wer kann es sich sonst leisten eine Strophe wie folgt prosaisch zu texten: »Jede Nummer die ich wähle ist besetzt – ich arme Sau / Ganz egal wie ich mich quäle – ich kriege keine Frau / und treffe ich ein Mädchen zu einem Rendezvous / dann hab ich einen Frosch im Hals und der sagt immerzu: agadla gugu gadlagadla gugu!«
Chapeau! Nun, die Zahnspangen sitzen bei mir nicht mehr im Mund, deswegen fliegt das Teil wieder aus dem Player.
EAV
»Amore XL«
Sony BMG
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