Mit »Unieqav« folgt nach »Unitxt« (2008) und »Univrs« (2011) nun die dritte Installation von Alva Notos »Uni«-Reihe. Der umtriebige Elektronikmusiker Carsten Nicolai scheint von gewohnter Hochform in Höchstform aufzulaufen, das neue Album ist womöglich sein bislang stärkstes Uni-Statement. Verglichen mit den vorangegangenen Alben ist »Unieqav« – wenn man so möchte – die bisher clubtauglichste Produktion. In exakter Sequenzierung treffen polternde Bass- und Kickdrums auf zwitschernde Klicks und messerscharfe Hi-Hats und liefern damit ein starkes Gerüst für düstere Drones sowie fein texturierte Ambient-Flächen. Manchmal lässt sich etwas erkennen, was man als Melodie deuten könnte. Das Ergebnis erinnert in Teilen an seine Kollaboration mit Olaf Bender als Diamond Version vor wenigen Jahren. Aber irgendwie wirkt »Unieqav« weniger nach Hit und Club bettelnd, als dies die durchaus gelungenen Diamond Version Releases auf Mute Records vermuten ließen.
»Unieqav« ist auch das erste Album aus dieser Reihe, welches auf Nicolais eigenem Label Noton erscheint. Das deutsche Elektroniklabel Raster-Noton, dass 1999 aus der Fusion der Labels Raster-Music von Olaf Bender und Frank Bretschneider und Noton von Carsten Nicolai entstand, geht seit 2017 wieder getrennte Wege. Trotz Label-Trennung hat sich Nicolai bei »Unieqav« durchaus hörbar von Benders Byetone-Produktionen inspirieren lassen. Nicht nur der Track »Uni Mic B« erinnert angenehm an Byetones Track »Plastic Star« aus dem Jahr 2008. Man bekommt aber trotzdem ganz klar den typischen Alva-Noto-Sound, der sich hintergründig in tiefen Reverb-Räumen verläuft. Wer mehr von diesen tiefen Räumen wissen möchte, sollte sich an Alva Notos Ambient-Produktionen, wie zum Beispiel seiner »Xerrox«-Reihe oder der Kollaboration mit dem Japaner Ryuichi Sakamoto (»The Revenant« Soundtrack 2015), halten. Beim Track »Uni Dna« ist traditionell wieder der französische Künstler Anne-James Chaton mit an Bord, welcher zum dritten Mal seine mathematisch-monotonen Sprechakte für Alva Noto liefert.
Das meisterhafte Mastering übernimmt auch bei diesem Release Bo Kondren von Calyx Mastering, der neben Rashad Becker wohl zu den gefragtesten Mastering Engineers in der deutschen Elektroniklandschaft zählt. Die gewohnt präzise und klinisch saubere Produktion, welche bei anderen Künstlern durchaus auch in Langeweile enden kann, präsentiert Carsten Nicolai als kompromisslose Klarheit, die in Folge die Essenz und den Zauber von »Unieqav« ausmacht. Das ist Musik, destilliert aus dem Jetzt.