V. l. n. r.: Paal Nilssen-Love, Keiji Haino, Sofía Salvo © Peter Gannushkin, Kazuyuki Funaki, Cristina Marx Photomusix
V. l. n. r.: Paal Nilssen-Love, Keiji Haino, Sofía Salvo © Peter Gannushkin, Kazuyuki Funaki, Cristina Marx Photomusix

Alarm zum letzten Angriff

Zum leider allerletzten Mal findet vom 8. bis 10. August 2024 das A L’Arme Festival für experimentelle Musik im Berliner Radialsystem statt. Dafür aber mit einem Line-up, das dem Ausnahmefestival ein gehöriges Ende bereitet. 

Was in Wien sträflich fehlt, gab es eindrückliche zwölf Ausgaben lang in Berlin: A L’Arme, das internationale Festival für Avantgarde Jazz & Vibrant Experimental Music, eröffnete neue Perspektiven mit seinen Querverbindungen von Musik zur bildenden und performativen Kunst und der Ermöglichung von unkonventionellen Kollaborationen. Es muss sich heuer leider verabschieden, weil sich das nicht-lineare Programm nicht mehr finanzieren lassen wird. Sang- und klanglos wird es aber nicht untergehen, sondern ein letztes Mal besonders kräftige, wohl in Erinnerung bleibende Akzente setzen. 

Wer die Konzerttage zu Ehren des 2023 verstorbenen Saxophonisten Peter Brötzmann im Mai diesen Jahres in Warschau verpasst hat, bekommt nun erneut die Gelegenheit, das zumindest in Auszügen bei den Konzerten in Berlin nachzuholen. Von 8. bis 10. August 2024 stehen von ebendiesem Line-up nämlich Keiji Haino, Paal Nilssen-Love, Mette Rasmussen und Brötzmanns Sohn Caspar auf der Bühne. Keiji Haino ist ein Gitarrist, der mit seiner weißen Mähne, ewigen Sonnenbrillen und schwarzer Kleidung die visuelle und mit seinen Klangkörpern eine auditive Bühnenpräsenz hat, die polarisiert. Entweder er wird verehrt, verachtet oder ist unbekannt. Andere Meinungen sind so gut wie ausgeschlossen – und letzterer Fall geht mit großer Sicherheit in einen der ersten beiden Pole über. Diese sind positiv oder negativ, so schwarz-weiß wie Haino-san selbst. Man darf bei diesem Künstler immer gespannt sein, welche Töne und vor allem welchem Instrument er sie entlocken wird. Beim A L’Arme, am 8. August, ist jedenfalls Gitarre angekündigt, mit Sofía Salvo am Saxophon und Paal Nilssen-Love am Schlagzeug. Am 10. August dann Haino solo, überhaupt scheinen am letzten Tag des Festivals eher Duets und Solo Acts zu überwiegen. 

Gudrun Gut © Mara von Kummer

Weitere Highlights beim A L’Arme 2024 sind Gudrun Gut und Leila Bordreuil. Erstere ist nicht zuletzt als Gründungsmitglied der Einstürzenden Neubauten eine Größe der deutschen Avantgarde, aber auch als Veranstalterin, DJ, Moderatorin, Produzentin, und Betreiberin des Musiklabels Monika Enterprise umtriebig und steht am 10. August mit einem Soloset auf der Bühne. Letztere wird mit ihrem Set am Cello und Electronics das Festival am 8. August eröffnen. Leila Bordreuil kann dem Instrument Töne entlocken, scheinbar ohne dessen Saiten nennenswert zu berühren. Bis sie zum Bogen greift, vergehen schon mal ein paar Minuten. Die elegant meditativen Drones werden dann um ein paar atmosphärische Schwingungen erweitert, bevor sie schließlich ganz zum Soundboard – for lack of a better word – wechselt. Viele Dinge stehen in den Sternen, aber dieses Festival sollte nicht zum Verglühen verdammt sein. A L’Arme, once more unto the breach!

Link: https://www.alarmefestival.de/

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