Manche Labels mühen sich mit Bergen von Zusatzinfos ab. Launige Beschreibungen einstiger Großtaten, pingelige Biographien oder gar die Info, wann die Künstlerin in welchem Vorort mit wem das Tanzbein geschwungen hat … nein, das ist jetzt übertrieben. Egal. Dann wiederum gibt es Labels, die schicken ein spartanisches Briefchen mit, darin steht etwa der Satz: »Tango Crash’s viertes Album zeigt, dass Tango mittlerweile viel mehr als reine Tanzmusik ist.« Punkt. Ende. Alles erklärt. Und im Grunde, ja, im Grunde ist tatsächlich alles damit erklärt, außer dass man naserümpfend einwerfen könnte, dass das ein Astor Piazzolla mit seinen Tangos nuevoauch längst bewiesen hat. Und überdies: die Raffinesse des Tangorhythmus entpuppt sich immer wieder als hervorragender Ausgangspunkt, egal in welchem Genre. Und genau dort wildert »accidente de tango«. Interpretiert von einem internationalen Ensemble großartiger Musiker in stets wechselnder Besetzung, wird aus jedem Stück auf dieser CD eine stimmige Tangovariation, mal mehr in den Jazz triftend, mal folkoristisch angehaucht – und mitunter auch richtig »modern« interpretiert. Das Schöne daran: kein Stück wirkt gekünstelt, kein Stück versinkt in peinlicher Ethnoseligkeit, allenfalls noch könnte man sich darüber beschweren, dass manche Stücke ein wenig zu sehr nach dem Fusionjazz der 1970er Jahre klingen. Aber das sind Peanuts, ehrlich. Und jetzt Schluss mit Gelaber! Steht die entzückende Künstlerin aus der anderen, wortreichen Presseaussendung noch irgendwo herum? Ah, komm, Bérangère, lass uns das Tanzbein schwingen! Tango wird getanzt, gelebt, nicht naseweis erklärt!
Tango Crash
»Accidente de Tango«
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