Metabolismus, das Stuttgarter Freie-Musik-Kollektiv, zusammen mit dem ebenfalls dort beheimateten Jazz-Duo Fifty-Fifty, das gab es in einer streng limitierten Vergangenheit bereits ein- oder zweimal auf Musikkassette, die ja bekanntlich wieder in Mode ist. Jetzt liegt mit »A Circle Inside A Square Inside…« eine LP vor, und an Aufmerksamkeitsdefizit leidenden Seelen werfe ich sogleich ein vom nicht vorhandenen Waschzettel abgelesenes »klingt wie die No Neck Blues Band mit Alice Coltrane – nur ohne Harfe« hin! Ich könnte auch noch »Arica Platten sind zu teuer, also nimm’ doch die hier!« hinterher rufen und läge auch nicht falsch. Wir haben es also mit dem weiten Feld spirituell anmutender Improvisation zu tun.
Aber bevor das dritte Auge sich öffnet oder andere außerkörperliche Wahrnehmungen sich einstellen, da lacht dann doch wieder einer in die kollektive Versenkung hinein, stolpert aus dem Takt und bringt die musikalische Meditation wieder auf den mit Bier, Wein- und Likörgetränkten Teppich des Proberaums zurück. Wir sind hier schließlich im Ländle und nicht im Nirwana! Wer sich jetzt beim Assoziationskettenrauchen an die Heidelberger Limbus 3 bzw. 4 erinnert fühlt, kriegt eine Eins mit Sternchen. Wer Embryo dazwischen ruft, wird zur Ordnung gerufen und muss sich wieder setzen. Stimmt zwar auch – aber melden bitte! Man sieht, zu »A Circle Inside A Square Inside…« kann man mit seinen Platten sammelnden Freunden (Freundinnen sind ja leider meistens nicht so zahlreich vertreten) zusammensitzen und viel Spaß haben!
Darüber darf aber nicht vergessen oder gar in Abrede gestellt werden, dass es sich bei dieser fabelhaften Musik – aller Insider-Gags und historischen Referenzen zum Trotz – um eine sich selbst nicht zu ernst nehmende (aber auch gerade deshalb ernst zu nehmende) Variante unpeinlicher Improvisationsmusik handelt, die einem möglichen Plagiatsvorwurf locker standhält und sich ihre Freiheiten nimmt, ohne in verknöcherten Akademismus oder unbeholfenes Gedengel zu verfallen. Und wenn man sich im nächsten Moment doch wieder an Don Cherry’s Organic Music Society erinnert fühlt, weil die multiinstrumentale Truppe während des gut 40-minütigen Trips derart beseelt auf- spielt, dann soll man sich freuen, dass einen die Demenz noch nicht ereilt hat und die Platte noch mal umdrehen – und noch einmal und noch einmal!