Die U-Bahn rotiert in der Möbiusschleife, während der nächtliche Nieselregen um die Hochhäuser pfeift. Menschen verschwimmen, ein zart angeschlagenes Piano als ihr Leitmotiv. Alles wird langsam. Träge. Seufzend. Die Streicher und Bläser setzen ein. Doch ihnen folgt kein Pathos, kein schicksalsschwerer Kitsch über die urbane Anonymität. Wenn sich das stetig wachsende Kammermusikseptett Rachel’s etwas bewahrt hat, dann Unschuld und Leichtfüßigkeit. Natürlich kann man über sie als PostRock-Nachgeburt meckern, die via Schreckdämon Konzeptalbum und einer Vielzahl Bühnenuntermalung den Schritt in die Hochkultur gewagt hat. Als Seitenschlag französelnder Soundtrackisten wie Delerue und Yann Tiersen oder sich orchestral aufmotzender Minimalisten wie Reich und Glass. Vielleicht sind sie aber einfach nur die unprätentiöseren, punkverwandt ungenierten Geschwister des Kronos Quartetts, das sich eben mehr um Seele als Technik schert, deswegen gewinnt. Ihr fünftes Album ist eine wiederum sagenhafte Sammlung diverser Soundskizzen zum gleichnamigen Stück der Studententruppe SITI, Stories vier magnolesk sich findender und verlierender Wesen im Block- und Kabeldschungel der Großstadt. Feldaufnahmen wie Telefongespräche, das Kratzen des Windes, Schienengepolter, kontrastiert mit Celli, Hörnern, Schlagzeug. Leicht zerrissen in der Trackfolge, eröffnen sich da einige der atemberaubendsten Stücke Neo-Klassik, darunter das möglicherweise glanzvollste aller Rachel’s-Stücke: »Water From The Same Source«. Die Göttlichkeit beseelter körperlicher Berührung. Was für ein System!
Rachel's
Systems/Layers
Quarterstick
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