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The Streets

»A Grand Don't Come For Free«

WEA/Warner

Eine recht zuverlässige Quelle des Missvergnügens sind Unken-Rufe bezahlter Nörgel-Brüder, die meinen auf den Plan treten zu müssen, um einer großartigen, einen unwahrscheinlichen Konsens-Overkill hervorrufenden Platte Realness abzusprechen. So geschehen bei The Streets. Mike Skinner aber gives a crap und macht das, was er am besten kann. Nachdem sein Debüt »Original Pirate Material« rund 1 Million mal über die Ladentische dieser Welt gegangen ist, klingt die Musik auf dem Nachfolger »A Grand Don’t Come For Free« kaum anders: trotz des Erfolgs keine aufgeblasene Produktion, der Garage/2-Step-Einfluss wurde gottlob deutlich zurück gedreht, holprige, von HipHop geprägte Beats entfahren scheppernd dem Laptop und Skinners schnoddriger Sing-Sang erfrischt nach wie vor. Textlich, das dürfte sich schon rumgesprochen haben, geht es um den Geezer, darum was der junge Engländer heutzutage so treibt, wenn ihm fad im Schädl is‘. Das wäre: Bier trinken, Mädchen treffen, eine Zigarette drehen, Fernsehen, vielleicht noch ein Bier trinken, mal Tanzen gehen. Alltägliches, heiße Luft, die Skinner zu einem lockeren Konzept-Album verschnürt, auf dem alle Songs, durch eine Geschichte lose verbunden werden, die in etwa so geht: Einen Batzen Geld verlieren, die Liebe verlieren, beides wieder finden. Das alleine ist nicht unbedingt der große Knaller, aber unglaublich charmant, witzig und unterhaltsam. Nach mehr als einer Handvoll sicheren Treffern versöhnt das letzte Stück »Empty Cans«, das neben einem ebenso simplen wie fantastischen Beat auch zwei alternative Enden anzubieten hat, mit den zwei, drei durchschnittlichen Songs des Albums und lässt gegen Ende, in diesem Fall muss man das sagen dürfen, die Sonne aufgehen. Extrem kurzweilig also, wahrscheinlich kurzlebig, momentan aber in die Platte – ist immerhin schon einige Wochen draußen – kann man noch sein Herz rein stecken. Darüber, ob der Typ nicht mal was Neues machen könnte, soll man sich frühestens beim nächsten Album den Kopf zerbrechen.

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Text
Philipp L'Heritier

Veröffentlichung
27.07.2004

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