Luisa, Enrico, Arturo und Margherita brechen gemeinsam mit ihrem Immobilienmakler Alessio in die Provinz auf, um dort ihr neues Landhaus zu besichtigen. Was als Überlandpartie mit Handygeklingel beginnt, nimmt mit einer Autopanne eine überraschende Wende und endet in einem Alptraum: Eine Gruppe von Aussteigern hat sich ausgerechnet im zukünftigen Landhaus der vier nieder gelassen – für die nächsten Tage wird ihnen von den Hausbesetzern Asyl gewährt. Als die drei Männer versuchen, zu Fuß ins nächste Dorf zu gelangen, bricht sich Alessio das Bein und alle sind gezwungen zu bleiben – solange bis Arup, einer der Aussteiger, das Auto repariert hat und die Rückkehr in den »ganzen Rest der modernen westlichen Welt« möglich macht.
Was dazwischen geschieht, beschreibt De Carlo aus auktorialer Erzählperspektive in seinem vierzehnten Buch gewohnt stilsicher: Die Gelassenheit der Aussteiger, die auf die Verzweiflung der Festsitzenden trifft. Hier prallen unterschiedliche Lebensentwürfe aufeinander, doch auf beiden Seiten bröckeln die Konventionen und man nähert sich zwischenmenschlich an. »Wenn der Wind dreht« ist im Vergleich zu »Creamtrain« oder »Macno« ein Nebenwerk De Carlos, das auch mal ein wenig holprig wirkt. Die Ausnahmesituation stellt er aber glaubwürdig und spannend dar. Fazit: 427 Seiten De Carlo (fast) wie gewohnt und deshalb allemal lesenswert.
Andrea De Carlo: »Wenn der Wind dreht«, S.427, € 22,90 (Diogenes: Zürich: 2007)