Huch, ein erigiertier Penis! Oh du Schreck! Doch nein, schaut: welch prächtiger Schwanz! ?brigens, wem gehört dieses Ding, besser gesagt, wofür steht diese Donnerlunte hier eigentlich?! Nein, dies ist kein »hässlicher weißer Pimmel«, wie etwa, garstig, das amerikanische »Spin«-Musikmagazin, ohne besagtes Glied zu zeigen, behauptete (»Spin« will natürlich keine einzige LeserIn vergraulen, oder am Ende sogar wegen des Steifen die Lizenz verlieren). Death Grips, das fetzige Avant-HipHop-Trio aus Sacramento, schockiert damit aufs Neue und, wie gehabt, unerbittlich: so, als würde Brüllrapper MC Ride unablässig gegen gewaltverherrlichende Folterszenen in Filmen, gegen Skelett-Celebrities in Gossip-Wochenzeitschriften und gegen konformistische Popschreiber im Boulevard spöttisch herziehen. Und Pitchfork versteigt sich in ihrer Grips-Ständer-Review dann auch in den absurden Vorschlag an ihre LeserInnen, man/frau möge doch für einen Moment die Latte auf dem Cover beiseite schieben. Hallo. Na dann lasst uns doch den herrlichen Willie einmal beiseite schieben, denn zuallererst pressiert ja ohnehin die Frage: Ist dieser gewagte Lutscher-Output nun »Retro«, oder doch sehr en vogue?
Death Grips ließen die Veröffentlichung ihres dritten Albums nicht von ihrem Major-Label hinauszögern. Als Epic keinen Erscheinungstermin bekannt gab, sondern das Trio schlichtweg auf »irgendwann nächstes Jahr« vertrösten wollte, stellten Death Grips »NO LOVE DEEP WEB« kurzerhand zum freien Download ins Netz. Ein Schritt, der Death Grips wohl noch teuer zu stehen kommen wird. Aber die Jungs aus Sacramento scheißen sich bekanntlich nix und scheren sich einen Dreck darum. MC Ride zeigt sich auf deren Homepage dann auch noch, auf einem anderen pic, in schwindelerregender Höhe in absturzgefährdeter, ja lebensgefährlicher Pose.
Während das im Frühjahr erschienene zweite Album, »The Money Store« (ihr erstes auf dem Major-Label Epic), die hochgeschraubten Erwartungen der Debüt-Mix-CD »Ex-Military« leider nicht erfüllen konnte – »The Money Store« klang, trotz aller Kanten, über weite Strecken zu sehr nach traditionellem HipHop -, kann ihr drittes Album wieder mit jener unbändigen Tobsuchtsenergie aufwarten, die das Debüt und Death Grips so einzigartig mach(t)en. Stücke wie »No Love« oder »World Of Dogs« sind dafür verantwortlich, dass nicht nur Hipster in Death Grips bereits eine, wenn nicht die bahnbrechende Formation der Zehnerjahre sehen. Obwohl im Rhythmuszentrum auf diesem Album nicht immer Berserkerdrummer Zach Hill wütet, sondern vermehrt reduzierte Electro-Beats zum Einsatz kommen, zeigen sich Death Grips, wie auf »Ex-Military«, wieder in Topform. Nirvana-Niveau werden Death Grips ob ihrer angsteinflößenden Energie und ihrer knallharten visuellen Performances, in Zeiten, in denen Easy-Listening-Kompatibilität gefragt ist, wohl nicht ganz erreichen. Dennoch spielt hier heute die neuartige avancierte Popmusik. Und Popmusikkritiker sollten vielleicht weniger (auf) Skrillek hören, sondern sich diese zeitgemäße Formation einmal reinziehen. Und wir alle werden dem Grauen nicht entrinnen können! Die Lunte brennt, Death Grips sind schon supertolle Prügel!