Endlich neues Soundmaterial von Sam Shackleton! Liest man die bisherigen Reviews zu »Three EPs«, wird schnell klar: Shackleton dürfte wohl einer der mißverstandensten Elektronikmusiker derzeit sein. Natürlich war der Erwartungsdruck nach dem Ende von Skull Disco immens, und durch die Techno-Eingemeindung seiner labyrinthisch vertrackten Rhythmus-(De-) Konstruktionen wurde dieser sicher nicht weniger. Dass er maßgeblich am nunmehrigen »Massenprodukt« Dubstep beteiligt war, hat ihm schon zu SD-Zeiten gehörig Kopfschmerzen bereitet.
Auf »Three EPs« lässt Shackleton Dub fast noch als Produktionsreferenzen über drei Ecken übrig, dafür gewinnen seine Interpretationen arabischer Rhythmik wieder stark an Raum. Geistheilung durch Mystifizierung der Beats, diese Futurhythmaschine beamt den Zuhörer in bisher nie da gewesene Klangwelten. Die Tracks geben ihre innere Magie nur sehr zögerlich preis, es glitzert zwar an der Oberfläche, darunter tun sich indes Krater von verstörender Schönheit und Präzision auf. Fatal dabei im besten Sinne: Praktisch jeder Track lässt sich, richtig gepitcht, auf jeder Geschwindigkeit zwischen 33 und 45 RpM spielen. Womit wir bei den industriellen Materialaffirmationen von Boyd Rice/Frank Tovey wären. »Three EPs« ist perfekter Veitstanz für die Zirbeldrüse, Musik, die den Körper subkutan unterwandert, um sich dort Schläfer-artig einzumisten und zu mutieren. »Mountains of Ashes« und besonders die beiden enigmatischen Killer-Tracks »Moon Over Joseph’s Burial« und »Asha In The Tabernacle« führen in ihrer Komplexität, Zeit- und Raumorientierungsmöglichkeiten zu vaporisieren, das SD-Erbe eindrücklich fort und lassen die Legionen derzeitiger Dubstep-Produzenten sonisch aber so was von alt aussehen.
»Three EPs« ist nichts weniger als der ewige Kampf zwischen Licht und Finsternis, zwischen Ekstase und Verzweifeln. Wer Ohren hat, der höre. Der Rest soll sich mit Durchschnittsmeterware zufrieden geben und die Klappe halten. Shackleton ist einfach eine Klasse für sich.