Innsbruck ist eine etwas klaustrophobisch geratene Kleinstadt. Eingekesselt von einer Horde hochgewachsener Berge, brütet die Hitze an diesem Juni-Wochenende unbarmherzig auf das kleine Festivalvölkchen hinunter. Das diesjährige Motto des Heart of Noise (HoN), »See Breeze«, zergeht einem fast schon bitter auf der Zunge, lägen da nicht die englischen »ee’s« im See. Das Sehen ist Schwerpunkt dieses Jahr und lenkt den Fokus auf diverse Audiovisions-Kollaborationen ergo Bild- & Ton-Unionen.
Naheliegend ist, das Festival selbst als offene Frage zu verstehen. Mögliche Antworten darauf, was der Begriff Noise hier meinen möchte, gibt die Definition der Veranstalter, die bewusst weit gefasst ist. So erläutert HoN-Initiator Chris Koubek: »Es geht uns um ein größeres gesellschaftliches Phänomen, nämlich um das Rauschen – das Rauschen der Kulturen, das Rauschen der Städte, Noise als die Summe aller Frequenzen. Das ist die Basis des Festivals, denn im Noise ist alles drinnen, schwingt alles mit, was mit musikalischer Produktion zu tun hat. Es geht sehr stark um Auflösung, was das Thema unseres ersten Festivals war: Auflösung von Melodie, von Struktur, Auflösung von Systemen – mit Drone als ein musikalischer Schwerpunkt. Danach waren Dark Electronics zwischen Neuer Musik und Death Metal und 2013 dann das weite Feld des Techno im Fokus«.
Kuratorisch spannt HoN 2014 einen Bogen von abstrakter Club-Electronica (Demdike Stare, Emptyset, Haxan Cloak, Lumisokea, Holly Herndon), über Showgaze und Ambient (Ensemble Economique, AUN, Philipp Jeck) bis zu harsh-noisigen Experimenten (Russell Haswell, Kevin Drumm, Ryoji Ikeda) und Heavy Noise-Psych (Wolf Eyes). Elektroakustische Soundscapes aus der lokalen Szene werden seit letztem Jahr durch die Heart of Noise Vinyl Edition gefördert, siehe die aktuelle Platte von Christoph Fügenschuh.
Auf der Bildebene reicht das Spektrum von Lasershow, synchronisierten Bildgenerierungen und erweiterten Installationssettings bis zu den vielleicht allzu typischen VJ-Darbietungen. So ist die leichte Konsumierbarkeit der Visuals wohl auch der Hauptkritikpunkt dieses Festivals, denn die »Such dir deinen VJ wenn du keinen hast«-Carte Blanche zerstreut sich bei manchen Performances in relativer Beliebigkeit. Mat Dryhurst, der die Visuals für den HoN-Act Holly Herndon performt, über den Trend zu audiovisuellen Live-Shows: »Visuals – irrespective of how good or bad they might be – are a means to drive up the cost of a booking. You get up to three times as much for an audio-visual show compared to a music performance. Maybe because it’s so difficult, nobody has figured out so far a way of how to make a good audio and visual performance work together. I can only think of very few examples; it’s a very difficult puzzle to crack and there is a romance around it. As a result there is a huge demand. It descends from the bigger venues – not so much in our context because we are small artists in the grand context of things -, where they want audio-visual content. Venues are being retrofitted to match these standards. There is a demand coming from bookers and it puts pressure on the musicians to offer audio-visual performance. All those cheesy techno acts do it now and pay a lot of money for it, but it’s a very difficult thing to get right«.
Disharmonischer Klanggarten und Traditionalistenaufmärsche
Die ersten optischen und klanglichen Eindrücke präsentieren sich den BesucherInnen im Para Noise Garden, in dem das Festival am frühen Abend des 6. Juni seinen Anfang nimmt. Der Noise Garten ist auf einem Stück Wiese vor den Stadtsälen situiert, umringt von prätentiösen Gebäuden und Institutionen wie dem Landestheater, der Theologischen Fakultät, der Hofkirche, der Hofburg, dem Stadtgarten oder dem Tiroler Volkskunstmuseum. Inmitten dieser Kulisse und ihren Nutzern – den TheaterbesucherInnen, FlaneurInnen, TraditionalistInnen und TouristInnen – erbauen die Architektur-AktivistInnen von Columbosnext jedes Jahr eine Bar und eine Bühne, auf der tagsüber ein Teil des Programms kostenlos und für die Außenwelt wahrnehmbar stattfindet. Für viele Locals ist bereits das der Höhepunkt.
Erster Act dieses Jahres ist der Berliner Rashad Becker. Als Toningenieur und Soundwissenschaftler experimentiert er druckvoll mit Disharmonie und ungewohnten Frequenzen und verstört damit viele der Passanten. Provoziert Becker eine sonische Ûberforderung, so erreichen die nachfolgenden Discoboys von Hard Ton aus Italien selbiges auf der visuellen Ebene. Extrovertiert und farbenfroh erntet vor allem Drag-Queen Max im Paradiesvogel-String-Outfit gleichsam begeisterte wie verständnislose Blicke. Beide Künstler hätten wie die Faust auf Auge und Ohr für den Einmarsch der Akademischen Verbindung Austria in die Hofburg gepasst. Die älteste katholische Verbindung Österreichs feiert am folgenden Tag ihr 150-jähriges Bestehen, weshalb hunderte TraditionalistInnen in volkstümlichen Kostümen und fahnenschwingend durch Innsbruck marschieren. Nur wenige Festivals haben die Möglichkeit, solchen Impressionen etwas entgegenzusetzen. Aus dieser Perspektive fällt dem HoN heuer ein implizit politischer Impetus zu. Schade nur, dass das Programm erst eine Stunde nach dem Aufmarsch beginnt. Einzig beim Verlassen des Gebäudes wird die AV Austria zwangsläufig mit dem Festival konfrontiert, dessen Außenbühne direkt gegenüber der Hofburg liegt. Während sich in größeren Städten wohl niemand mehr über solche Performances wundert, gelingt dem Festival mittels dieser ungewohnten Grenzüberschreitung ein angemessener Auftakt. Nach Einbruch der Dämmerung wechselt man in den nahegelegenen Stadtsaal, wo das Experiment mit Bild und Ton beginnt.
Rashad Becker (c) Bianca Ludewig
Hard Ton (c) Bianca Ludewig
Audiovisuelle Mathematik, kristalliner Noise
Einer der Hauptacts des ersten Tages ist der Medienkünstler Ryoji Ikeda, der sein neuestes A/V-Projekt präsentiert. »Supercodex« ist der Abschluss, wenn nicht Höhepunkt, seiner 2005 begonnen Trilogie auf Raster Noton, die die Potentiale zwischen »data of sound« und »sound of data« erforscht. Das optische Spiel mit den Nicht-Farben Schwarz und Weiß illustriert mathematische Prozesse der Computerwelt, des Re- und Decodierens. Abstrakte Ultraschall-Repräsentationen komplexer visueller Strukturen aus der digitalen Welt treffen mittels hoher Frequenzen und Distortions auf den Hörer. Diese kommen noisig und oft auch erstaunlich rhythmisch daher. Zeit und Raum, Timbre und Rhythmus werden gemapped und fordern unser Wahrnehmungsvermögen heraus.
Ryoji Ikeda (c) Bianca Ludewig
Diese rigide Spielart des Noise praktiziert auch der ebenfalls multidisziplinär agierende Künstler/Musiker Russell Haswell. Haswell zeigt, einmal mehr nachhaltig und eindrucksvoll, was es heißt, radikal zu sein: minimalistisch, konsequent, streng und in einer beinahe sakralen Anordnung generiert er live die S/W-Bilder, deren Parameter er mit der Musik synchronisiert. Es tauchen hysterisch-entfesselte Klangformationen auf, die in einem genussvollen Sadismus die Hirnströme ankratzen. Die abstrakten Figuren, die auf der Leinwand entstehen, formen sich aus einem weißen Schlitz, der langgezogen vom oberen zum unteren Bildrand reicht. Haswell steht davor und schafft sich so seine eigene Krypta, von der aus er einen exaltierten Wahnsinn von kristallinem Noise predigt. Die auf die Leinwand geworfenen Embleme erinnern an Graffiti-Tags und die Ästhetik des Scratching – Muster, die in Glasscheiben und glatte Oberflächen geritzt werden. (Scratching entstand Mitte der 1990er in New York und gilt inzwischen als gängige Form des Vandalismus, was wunderbar passt.) Die fibrösen und gleichzeitig rauen Strukturen illustrieren den Sound und lassen die Möglichkeit eines optischen Pendants zum Noise-Begriff aufblitzen.
Russell Haswell (c) Bianca Ludewig
Immersion und sanftes Vinylrauschen
Souverän operieren auch Ginzburg und Purgas aka Emptyset, die unwahrscheinlich organisch die Arterien des Klangkörpers öffnen. Emptyset gelingt es, aus Noisescapes technoide Skulpturen zu schlagen, die diverse Genres in einer evokativen Unmittelbarkeit beschwören. Ihre Sounds treffen auf S/W-Visuals, die diese Methode relativ direkt zu übersetzen versuchen. Zu sehen sind Störbilder, wie man sie von VHS-Tapes, vom Fernsehflirren oder anderen analogen Medien kennt, die immer wieder von abstrakten Formen überblendet werden. Die direkte Synchronizität passiert in diesem Fall aber fast allzu glatt – ein problematischer Aspekt, der sich durch das gesamte Festival-Konzept zieht: dem Bild wird nur selten zugestanden aus seinen Grenzen herauszuragen, eher gerinnt es zum Dekor. Und auch die Musik verfängt sich zu oft im Visuellen, weil sie letztlich nicht auf das Publikum überspringt. Sehr brav stehen die BesucherInnen vor der Bühne und folgen passiv den Exerzitien. Von den Grundpfeilern der Visual- oder auch Club-Kultur – der Körperlichkeit und dem ekstatischen Moment – ist hier nur wenig zu spüren.
Emptyset (c) Bianca Ludewig
Klanglich nahe an Emptyset, rhythmisch mitunter sogar etwas sperriger, schlagen die Beats von Lumisokea eine Schneise zwischen Industrial und Detroit-Techno, klassischer indischer Musik und Dub. Das belgisch-italienische Duo, mit Releases auf Eat Concrete und Opal Tapes, kombiniert diese Improvisationen mit einer stringent-reduzierten Lasershow, in der sich weiße Laserkegel symmetrisch über das Publikum legen, horizontale Wände aufziehen und den vernebelten Raum durchmessen. Das Publikum kann in die beweglichen Skulpturen aus Nebel und Licht eintauchen und wird so selbst Teil der Choreographie. Dass hier dem Licht als Proto-Visual die Hauptrolle zufällt und der Raum als solcher miteinbezogen wird, anstatt auf der Leinwand bloß ein frontales Mehr an Konsumierbarkeit zu erzeugen, erfrischt und verstärkt den immersiven Sog der Musik. Lumisokea gehören damit zu den wenigen Acts des Festivals, denen es gelingt, die Leute an diesem schönen aber irgendwie nüchternen Ort, den Stadtsälen, zum Tanzen zu bewegen. Vielleicht die größte Entdeckung des diesjährigen Festivals.
Lumisokea (c) Daniel Jarosch
Lumisokea (c) Bianca Ludewig
Alles in allem bleibt das HoN heuer allerdings relativ leise. Wirklichen Noise mit Störpotential, der einen körperlich angeht, erlebt man selten. Auf Konfrontationskurs geht dieses Mal außer Haswell vielleicht am ehesten Kevin Drumm, der mit seinen hochfrequenten Tönen so manche/n aus dem Saal katapultiert. Konsequenterweise ist er neben Philip Jeck einer der wenigen, die ohne Visuals auskommen.
Philip Jeck beweist in Abgrenzung zum digitalen Overload, wie sanft Turntablism sein kann. Er schichtet analoge Sounds souverän übereinander und drillt sich konsequent in das Unbewusste des Zuhörers. Sein Set versetzt in Trance, in die man sich als ZuhörerIn in der gleichen Konzentration versenken kann wie der Ambient-Scape-Zeremonienmeister selbst: »The way I work is that I try to find sound that means something to me – that emotionally moves me and I try to go into that if I can. If it doesn’t work I have to change tracks until it affects me. That’s how I play and I hope it translates to the audience. Often you can sense that, if the audience is getting something of it. So I think about that but the basis of it is – what are the sounds that move me? If I found that I feel I am on the right track«. Jeck subsummiert seine Arbeit nicht unter dem Noise-Begriff: »In my work noise doesn’t mean too much, because my work is about sound«.
Philip Jeck (c) Bianca Ludewig
Orte der Möglichkeiten: Noise
Das Noise-Verständnis der teilnehmenden KünstlerInnen liefert einen weiteren Anhaltspunkt der Auseinandersetzungen und ist oft eng mit ihrer Sozialisation und Biografie verwoben. So experimentierte etwa Robert Lippok, der zusammen mit Lillevan die Bühne bespielt, schon lange vor To Rococo Rot, seinen Electronica-Kompositionen oder seinen Kooperationen wie etwa mit Barbara Morgenstern mit Noise: bereits in 1980er Jahren in der DDR setzte er sich in seinem, nach einem Ästhetik-Aufsatz des Architekten Adolf Loos von 1911 benannten, offenen Projekt Ornament und Verbrechen mit Jazz, Industrial oder elektronischer Musik auseinander – musikalische Strömungen, die dort offiziell gar nicht existierten. Für ihn ist Noise nahe am Geräusch: »Seit ich Kind war, bin ich auf der Suche nach dem Herz des Geräusches. 1977 war ich elf Jahre alt und da gab es tolle Radiosendungen wie die von John Peel. Wir haben versucht, das, was wir da gehört haben und was uns begeistert hat, nachzuspielen und haben bei dem alten Recorder an den Frequenzen gedreht – Kurzwelle/Mittelwelle – und haben versucht, Geräusche zu finden, die wir toll fanden und zu denen man am besten noch singen konnte. Das war Noise für mich: die alten Radio-Sounds haben mich über die Jahre begleitet«. Sein Kollege, der Film- und Videokünstler Lillevan, der vor allem durch das Projekt Rechenzentrum bekannt ist, erfasst Noise als Ort: »einer, wo noch viel möglich ist. In einer Welt, wo alles wahnsinnig effizient wird, wo Redundanz unerwünscht ist, da markiert Noise für mich einen freien Ort. Auch wenn ich jetzt nicht Sound sondern Video mache, ist Noise für mich genauso aktuell und inspirierend«.
Lillevan // Robert Lippok (c) Bianca Ludewig
Dark-Ambient-Drones vor Alpenkulisse
Martin Dumais und Julie Leblanc aka AUN arbeiten ebenfalls üblicherweise mit Visuals. Für das Festival zelebrieren sie ihre apokalyptischen, von Sci-Fi-Soundtracks inspirierten Drones und Dark-Ambient Scapes. Diesmal aber, neben Ensemble Economique und im Zuge eines Showcase des Labels Denovali, auf dem Dach des Pema Tower, dessen alpine Hintergrundkulisse die fehlenden Einspielungen mit einer fast cineastischen Note kompensiert. Ihre sanfte Psychedelik wird von dumpfen Subbässen getragen und mittels Fieldrecordings zu dichten kosmischen Klangteppichen geflochten: »You will hear a lot of melody in our noise«, stellt Dumais fest. »But some people hate melody and just want the harsh noise – they live for that, but we like the noise aspects to be involved in some sort of structure. We also like ambient noise, because if you listen a long time to motor rowing you then realize that there is melody in all kinds of noise. I first thought about noise when I was listening to a Swans record in the 1980s – thereby I became aware that noise could be music. We love to listen to mechanical rhythmic sound and use such recordings in our songs«. Dumais‘ Verständnis von Noise wurde (unbewusst) vor allem dadurch geformt, dass er lange neben einer Druckerei lebte. Er lauschte den Geräuschen und integrierte ihre Rhythmen in seine Musik. AUN sind heuer zum zweiten Mal auf dem HoN: »I suspect that the title of the festival is understood in a very wide perspective – noise as entertainment, noise as culture, noise as pop etc. Even the sound of the festival has changed a lot within the last three years. So what noise means changes and has also changed through the years for the festival curators«.
AUN (c) Daniel Jarosch
Gender Trouble
Holly Herndon ist neben Julie Leblanc die einzige weibliche Musikerin des diesjährigen HoN. Kritik ist hier durchaus angebracht: dank des Female Pressure Facts Research wurde diese Problematik 2013 einmal intensiver in der Öffentlichkeit thematisiert. Es scheint, als wäre beim Gros der FestivalmacherInnen kaum steigendes Bewusstsein oder Sensibilität für Gender und Diversität vorhanden. Herndon kam aber immerhin die Ehre zu, als finaler Act das Festival zu beschließen und sie demonstriert eindrucksvoll, wie befruchtend das Konzept von Audio/Video-Interaktion sein kann.
Holly Herndon (c) Daniel Jarosch
Bekanntlich ist es der Musikerin, die an der Stanford University gerade ihre Doktorarbeit schreibt, zu eigen, diverse Spielarten elektronischer Clubmusik mittels gefinkelter Softwareeingriffe in einen Metadiskurs zu überführen. Mit Hilfe ihrer live eingesungenen, entfremdeten Stimme, die sie trotz digitaler Devices immer wieder an den Körper rückzubinden, quasi zu beseelen versucht, macht sie das intime Verhältnis zwischen Laptop und Individuum zum Thema. Zeitgleich und in Echtzeit performet ihr Partner Mat Dryhurst eine Custom Software des japanischen Künstlers Akihiko Taniguchi und referiert inhaltlich auf Themen wie Ûberwachung, Globalisierung, Konsumierbarkeit und polierte High-End-Technologie. Herndon macht klar: »It’s an ongoing theme within our work – we think a lot about privacy. We use our laptops for everything and our phones everywhere we go and so we are being tracked everywhere we go. I am an advocate of laptop performance because it is an amazing instrument and tool: people often look down on the laptop and say that a modular synthesizer is a more embodied or more real instrument and I push back against that a lot because I try to make it a real instrument – which it is. But with that comes also the issue of privacy – especially in the USA where they are reading and listening to everything you do. So there is the issue with this hyper personal instrument that we are engaging with and almost everything you do is public in some way«. Weshalb ihre konzeptionelle Anordnung gekonnt den Blick auf eine Hyperrealität öffnet.
Holly Herndon (c) Daniel Jarosch
Auch wenn man Holly Herndons aktuelle Arbeiten nicht unter Noise subsumieren würde, so wird den aufmerksamen ZuhörerInnen ein unterschwelliger Noise-Einfluss nicht entgehen: »When I first started going to noise shows, I understood noise as something to be loud, aggressive and embrassive. But I since changed my mind and I think that the noise community where I am from is more about pushing boundaries. Trying to be confrontational, but not necessarily only with volume or shrill timbres. When I moved to Berlin, I was mostly going to techno shows but then later I started going to noise shows«. So verbindet Herndon mit Noise vor allem die Freiheit, experimentieren zu dürfen und Abwegiges auszuprobieren: »In dance music there is this pressure to keep the audience dancing or in a certain mode. With noise you can really try out different things, there is not that pressure, you can mess up more. There is a freedom, people forgive you – it is a different way of experimenting. The noise community was a great place to develop: almost like going to school«.
Somit wird deutlich, dass Noise nie nur eine Genrebezeichnung sein kann, sondern ein weites Feld abgesteckt, das je nach Perspektive unterschiedliche Ausprägung erfährt. Letztlich handelt es sich auch bei Heart of Noise um Momentaufnahmen, um Beiträge zum einem Diskurs, der von Biographien ebenso durchzogen ist wie von Dynamiken aus der Pop- und Subkultur und schon lange nicht mehr nur einem rigiden Genrekonzept entspricht. Vielleicht kann auf diese Weise ein Festival, eine Kuratierung oder eine Programmierung zu einem erweiterten Verständnis beitragen, indem es Grenzen aufsprengt und zumindest versucht, Konventionen zu unterwandern. Wir sind jedenfalls schon gespannt, an welchen Schnittstellen, Experimenten, Rhythmen und musikalischen Formen das Festival nächstes Jahr operiert.
Auf der skug-Facebook-Seite gibt es den type=1″>Fotoblog zum Heart of Noise.