Erst lächelt man, dann staunt man. Ist ja gar kein schlechter Effekt, treibt die Anerkennungskurve anständig in die Höhe. Warum das Lächeln? Das Doppelalbum »IV« ist das mittlerweile vierte Album des schwedischen Elektronica-Duos Midaircondo. Obwohl die zwei Damen Lisa Nordström und Lisen Rylander Löve seit zwölf Jahren tätig sind, hat man bislang nicht unbedingt allzu viel von ihnen gehört. Die Presseaussendung spricht neckisch von »Sweden’s best kept secret«. Und dann steht auch noch recht kämpferisch bei den Credits: »This album was improvised und recorded in front of a live audience.« Da jetzt das abgeklärte Lächeln. Ja, ja, ja, vermutlich wieder einmal Impro as usual. Werden sie wohl wieder herumspielen mit ihren Flöten und Saxophonen, mit ihren gezierten Stimmen und natürlich dem ganzen elektronischen Klimbim. Und dann … uups, was ist denn das? Live Impro? Nie und nimmer! Das ist doch astreiner Pop mit starkem Elektro- und Grooveeinschlag, schön dicht, schön schummrig, schön hypnotisch dargeboten. Aber schon der zweite Track (»Higher«) zerbröselt in seiner Mitte einfach in eine Soundwolke, die wiederum in sich kollabiert und schon stehen wir mitten zwischen »avant-garde sound art, razor-sharp electronica, fragmented jazz and melancholic pop«, wie es die beiden Damen selbst bezeichnen. Und das geht dann 70 kompentente Minuten so weiter, als hätte Björk plötzlich ihre Zwillingsschwester entdeckt, die aber kompromisslose Elektroakustikerin ist. Also matchen sich die zwei Seelen in einer musikerfüllten Brust unentwegt, wer wohl die Oberhand behält – der fokussierte Pop oder das entgrenzende Experiment. Am Ende gibt es ein für alle Beteiligten glanzvolles Unentschieden.
Midaircondo
»IV«
Twin Seed Reocrdings
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