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Gregg Allman

»Southern Blood«

Rounder Record

Alles hat eine Vorgeschichte, eine Vergangenheit und ein Fortleben im Heute. Da ist zunächst ein Geburtsort, der verpflichtet. Duane und Gregg Allman erblickten in Nashville/Tennessee, heutzutage Zentrum der kommerziellen Country-Musik, 1946 und 1947 das Licht der Welt. Neben Gitarrist Richard »Dickey« Betts ist Schlagzeuger Jai Johanny »Jaimoe« Johanson das letzte am Leben verbliebene Urmitglied der Allman Brothers Band. Co-Drummer Claude Hudson »Butch« Trucks, mit dem er die Frontmänner zu Höchstleistungen an den Saiteninstrumenten vorantrieb, verstarb im Jänner und Gregg Allman im Mai dieses Jahres. Johanson ist Afroamerikaner und im Südstaat Florida war es nicht selbstverständlich, dass Weiße und Schwarze gemeinsam in einer Band spielten. Doch war dies bandimmanent logisch: Die Allman-Brüder ließen sich von beeindruckenden Konzerten schwarzer Bluesmusiker zu Bandgründungen inspirieren und besonders der begnadete Douane Allman war es gewohnt, als Studiomusiker für die FAME-Studios in Muscle Shoals/Alabama mit Größen des afroamerikanischen Soul (Wilson Pickett, Aretha Franklin …) zusammenzuarbeiten. Und wie bei den ethnisch gemischten Little Feat war der Südstaatensound der Allman Brothers Band weltoffen, auch dank Drummer Johansen, der bereits Tourerfahrung mit Otis Redding oder Sam & Dave hatte.

Womit wir aktuell bei Gregg Allmans Interpretation von »Willin’« landen, einem der rührendsten Songs ever von Lowell George, zu finden auf dem ersten Little Feat-Album. Der Gitarrist/Songschreiber/Sänger von Little Feat schrieb diese Hymne von einem Truckdriver-Song über einen Fernfahrer, der sich an der US-Südwest-Grenze ein wenig Geld dazuverdient, indem er Zigaretten und illegale Einwanderer von Mexiko über die Grenze schmuggelt. Gregg Allman bleibt nahe am Original, und klingt u. a. dank Greg Leisz’ prächtiger Pedal Steel nicht gar so mainstreamig wie manche der von Don Was produzierten Tracks. Etwas kreuzbrav geriet beispielsweise Willie Dixons von Bläsern geschärftes »I Love The Life I Live«. Der Song steht allerdings paradigmatisch für das Leben, das Gregg Allman führte. Der Harley-Davidson-Liebhaber, der in den 1970ern mit Cher verheiratet war, schonte sich nicht, entzog sich einem Vietnam-Einsatz durch einen Selbstschuss ins Bein und musste Drogen- wie Alkoholsucht überwinden. »Love Like Kerosin«, ein forscher Countryrocker, ist ebenso eine Anspielung an sein wildes Rockstar-Leben. Passend am Schluss: »Song for Adam«, eine in etwas zu gewöhnlichem Country versumpfende Nummer von und mit Jackson Browne. Summa summarum ein versöhnliches Album, das Gregg Allman angeblich einen Tag vor seinem Tod zur Veröffentlichung freigab. Nun, im September 2017, ist es erschienen und veranlasst mich zum Gedenken an die Großartigkeit von Douane Allmans einfühlsamem Slidegitarrenspiel (u. a. auf Derek and The Dominos »Layla«) und an die frühe Allman Brothers Band überhaupt. Und ich verkrieche mich zum Hören der insgesamt vier Platten, auf denen Duane Allman mit der Ur-Besetzung der Allman Brothers Band brilliert. Das Doppelalbum »Eat A Peach« erschien posthum und kurz danach verunglückte übrigens auch Bassist Berry Oakley bei einem Motorradunfall tödlich, unweit von der Stelle in Macon/Georgia, wo bereits Duane Allman am 29. Oktober 1971 sein Leben lassen musste.

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