Für alle, die es statistisch mögen, hat der 63-jährige John Wright die Daten parat: Seit 50 Jahren spielt er Schlagzeug, seit 45 Jahren schreibt er Songs, 30 Jahre lang ist er auf Tour gewesen, ebenso lange braut er sein eigenes Bier. Drei Jahre lang hat er den Robotern von Compressorhead dabei geholfen, Punkrock (und Motörhead) zu spielen. Und sich selbst katapultierte er vom Drumkit zum Front-Mikro in der Hockey-/Ramones-Tribute-Band Hanson Brothers. Der »Lifetime Achievement Award« gebührt ihm jedenfalls für die gemeinsame Musikarbeit mit seinem acht Jahre älteren Bruder Rob. Die Brüder aus Victoria, Kanada, starteten No Means No 1979. Nach dem ersten Album »Mama« (1982) wurden sie mit Gitarrist Andy Kerr zum definitiven Power-Trio. Großartige EPs und innovative Alben veröffentlichten sie auf Jello Biafras Label Alternative Tentacles. Mindestens »Wrong« (1989) und »0 + 2 = 1« (1991) muss man gehört haben!

1989 lief die Ö3-Radiosendung »Musicbox« von 15:00 bis 16:00 Uhr. Ein außergewöhnlicher Sendeplatz für eine musikalische Oase inmitten des Pop-Mainstream-Programms. Regelmäßig wurde in einer Sendung ein neu erschienenes Album ganz durchgespielt. Unvergesslich bleibt mir, wie eines schönen Herbstnachmittags »Wrong« aus den bescheidenen Boxen meines Radios ertönte. Ich war platt, Fan forever! Das jahrelange Zusammenspiel der Drums’n’Bass-Brüder, dazu Kerrs schneidende Gitarre, wechselnder Gesang und schlaue Texte machten No Means No zu einem atemberaubend virtuosen Act. Die rhythmische und dynamische Präzision, gepaart mit der Energie des Hardcore-Punk, suchte ihresgleichen. Live und auf Platte. Insbesondere diejenigen, die No Means No über die Jahre hinweg regelmäßig live gesehen haben, werden es bestätigen: Ein schlechtes Konzert? Gab’s einfach nicht. Die späteren Alben mit Gitarrist Tom Hollister sind vielleicht nicht mehr so zwingend ausgefallen. Aber überdurchschnittlich tight lieferte das Trio stets Songs mit hohem Wiedererkennungswert und unverkennbarem Sound ab. No Means No konnten nach Belieben ihre Setlists mit Songs aller Alben füllen. Alles gut, alles auf einem Niveau. Am 24. September 2016 verkündete John Wright offiziell den »Ruhestand«, de facto also die Auflösung der Band.

In den letzten Jahren hatte sich einiges an Songmaterial bei John Wright angesammelt. Und so entstand Dead Bob. Benannt nach dem lächelnden, fröhlich winkenden, an einem Seil baumelnden Cartoon-Männchen von No Means Nos »You Kill Me«-EP. Als Soloprojekt gestartet, mit Studio-Unterstützung von befreundeten Musiker*innen, veröffentlichte Wright das Debütalbum »Life Like« 2023. Ein feines Album, das freilich in puncto Sound und Songwriting an No Means No anknüpft. Titelsong und »White Stone Eyes« stammen aus der gemeinsamen Feder der Wright-Brüder. Für willkommene Abwechslung sorgen zeitweise der Gesang von Selina Martin sowie Krista Lee Audettes (Rong) Trompete. Nach etlichen Gigs in den letzten zwei Jahren sind Dead Bob zu einer festen Band zusammengewachsen. Neben Wright und Audette spielen Byron Slack (Invasives), Ford Pier (u. a. DOA) und Colin MacRae (Pigment Vehicle). Mit im Gepäck haben sie die frische Single »No Fun«. Live wird das aber sicher ein Spaß, wenn die Songs in Clubatmosphäre noch an Power gewinnen werden. Also, nicht entgehen lassen: Dead Bob spielen am 18. September 2025 im Wiener Chelsea (Support: Dim Prospects) und am 20. September im Music House, Graz.
Link: https://deadbob.ca/











