Sechs Jahre ist es her, dass Alicia Edelweiss ihr Debütalbum veröffentlicht hat. Sechs Jahre, in denen sich vieles verändert hat – musikalisch, gesellschaftlich, persönlich. Jetzt ist sie mit ihrem zweiten Album »Furie« zurück und man spürt vom ersten Ton an: Das ist Alicia Edelweiss, aber das ist Alicia Edelweiss sechs Jahre später. Sie klingt moderner, ihre musikalische Bandbreite ist umfassender geworden und ihr Gesang noch ein wenig klarer. Er führt durch diese Platte und sorgt dafür, dass man sie anhören und den Geschichten folgen kann, fast wie bei einem Hörbuch. Musikalisch bleibt sie sich treu und zeigt doch neue Facetten. Das Repertoire der eingesetzten Instrumente ist vielfältig – von Streichern und Bläsern bis zu Klavier und Akkordeon, von rhythmischem Schlagzeug bis zu Walgesängen und anderen kleinen, verspielten Details, die man beim ersten Hören vielleicht gar nicht gleich mitbekommt. Es ist eine sehr organische Platte geworden, nichts wirkt aufgesetzt, alles hat seinen Platz. Und auch wenn die Stimmung oft melancholisch ist, kippt sie nie ins Schwere. Denn Alicia kann das: Leichtigkeit in die Schwere bringen. Durch die acht Songs von »Furie« zieht sich ein Thema: das Leben in all seiner zarten Widersprüchlichkeit. Da ist das WG-Dasein, das manchmal mehr über uns aussagt als jede Beziehungsanalyse. Da ist der Feminismus, der sich nicht nur als Haltung, sondern als alltägliche Realität durch die Songs zieht. Und da ist »I Once Was Young«, vielleicht das berührendste Stück auf dem Album – ein Lied übers Älterwerden, über Einsamkeit, über das Nachdenken darüber, wie es mal war und wie es jetzt ist. Und jedes Mal wieder beeindruckt die Klarheit, die fast weh tut, weil sie so ehrlich ist. Die Songs »Feminist Girlfriend« und »The Shiny Ones« fallen fast ein bisschen aus der Reihe, sind etwas poppiger als der Rest, aber beeindrucken beide durch die Eindringlichkeit ihrer Message und dadurch, dass sie sich, trotz ihres Tempos, nahtlos in die melancholische Grundstimmung der restlichen Platte einfügen. »Furie« ist ein echtes Erlebnis. Ein bisschen wie ein leiser Film, den man sich nachts anschaut, allein, weil man spürt, dass er was mit einem macht. Und wenn man durch ist, drückt man wieder auf »Play«. Das Album macht nämlich wirklich Lust auf mehr. Und wer jetzt – wie ich – Lust bekommen hat, das Ganze live zu erleben, darf sich freuen: Alicia Edelweiss spielt unter anderem am 10. Mai 2025 im Wiener Konzerthaus.
Alicia Edelweiss
»Furie«
Glitterhouse Records
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