»Flam«

»Flam« ist das fünfte Album des Gunn-Truscinski Duos, und wer alle oder eines der Vorgängeralben kennt, der kann hier schon aufhören zu lesen und bedenkenlos zugreifen. Allen anderen sei mit dem Hinweis auf das neue Album von Steve Gunn und John Truscinski dieses ebenfalls wärmstens empfohlen. Warum? Nun, das Duo hat sich einer Art akustischer Landschaftsmalerei verschrieben, und da wir uns erneut im Genre Americana wiederfinden, gilt hier, was auch für die Musik von Universal Light gilt: Die Vertonung einer äußeren Landschaft entspricht einer inneren – und umgekehrt. Ich will mich aber an dieser Stelle nicht wiederholen bzw. findet der abstrakte Gedanke der Korrespondenz geographischer und seelischer Verfassung im ästhetischen Ausdruck beim Gunn-Truscinski Duo eine andere musikalische Form. Steve Gunn spielt elektrische Gitarre, John Truscinski Schlagzeug, und beide bedienen ihr Instrument mit äußerst viel Fingerspitzengfühl. Sachte und behutsam gehen sie zu Werke und streicheln die Saiten und Felle mehr, als sie reinhauen. In der Folge entstehen flirrende, schwebende Klangbilder und atmosphärisch ebenso dichte wie zartgliedrige Klanggebilde, undeutlich und verheißungsvoll am Horizont stehend, wie eine Fata Morgana. In ihren cineastisch-psychedelischen Qualitäten erinnert die Musik an eine sanftere Variante der Alben »Lost in the Glare« oder »Ancestral Star« von Barn Owl, an eine weniger finster grundierte Version von »Hex: Or Printing in the Infernal Method« von Earth und Soundtracks wie »Dead Man« von Neil Young oder »The Hired Hand« von Bruce Langhorne. Wer also ein Herz für staubige, von täglicher Hitze versengte und nächtlicher Kühle ausgezehrte Americana hat, sollte sich aufmachen, in den Klangbildern des Gunn-Truscinski Duos spazieren zu gehen, dort gibt es viel zu entdecken und zu erleben. Ja, man kann mit den Ohren spazieren gehen!