Verrückt-sympathisch. Das Duo Conveniens aus Chicago hat anno 1986 sein zweites Album »Victims of Convenience« veröffentlicht und schickt 2024 ein Re-Release über den Teich. Samt T-Shirt, doch was animiert zur verspäteten Rezension? Irgendwie doch die Zeitlosigkeit ihres funky Prog Jazz, der sich übers mitgeschickte 1984er-Debütalbum erschließt. Und tatsächlich eine Assoziationskette hervorruft. Irgendwie lassen die Geeigneten, die Passenden –so meine trotz musikalischer Randständigkeit lautende Übersetzung des Bandnamens – an das österreichische Duo Quehenberger/Kern denken. Frei schwebend oszillierend, die Synths klingen nicht technoid, sondern spacig, und ein echtes Schlagzeug treibt an. Jedoch ist der Groove, der Drive der Conveniens ein etwas anderer. Wo auf dem gleichnamigen Debüt meist Dave Smiths Grand Piano sowie John Maz’ detuned Drums und Metaliphones einen eher jazzy Prog-Sound generieren, klingt bereits der Opener von »Victims of Convenience« rauer und um einiges funkier. Der »Commercial Dance Song« ist die Singleversion, die in der finalen Albumversion weniger ungestüm ausfadet. Fiepsende Synths, groovige Tastenfolgen und voranmarschierendes Geklöppel kulminiert im Track E (dieser Buchstabe steht für die fünfte Nummer auf der CD) »Salmineo«. Track F ist dann gar ein lupenreines »Piano Piece«, ehe eine kraftwerkeske Melodei auf Synth Bass Lines anhebt, unterminiert von vorwärtspreschendem Drumming, und schon hat sich’s wieder zweckmäßig progig eingependelt. Klar, das war der Titelsong Numero 7 aka Letter G. Der Sound erinnert des Weiteren an Medeski, Martin und Wood und schlaufüchsig ist am Innersleeve vermerkt, dass Smith sein Einwirken auf Synthesizer und Piano »structural then improvised arrangement« nennt, während Maz sein Schlagwerken auf Drum Batteries und Synth Tapes »improvised then structural arrangement« tauft. Hat mensch sich auf die Zeitlosigkeit dieser Klänge eingelassen, sind diese durchaus annehmlich zu hören.
Conveniens
»Victims of Convenience«
Convenience Records
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