Pop und Rock dürfen sein, wenn sie nur zum Jazz hinführen. Der künstlerische Leiter des Jazzfestivals Saalfelden, Mario Steidl, berichtet von diesem niederschwelligen Zugang jedenfalls mit durchaus großer Euphorie: »Viele junge Leute kommen wegen der Gratiskonzerte, besuchen dann auch die Jazzkonzerte und finden sogar großen Gefallen daran.« Den 12 Konzerten bei freiem Eintritt aus dem Pop- und Rock-Bereich stünden nämlich 50 aus dem Jazz-Segment entgegen. »Wir sehen jedenfalls zunehmend, dass die Hautbühne von mehr und mehr jungen Leuten besucht wird«, gibt er weitere Einblicke.
Das Geheimnis des Jazzfestivals Saalfelden – sofern davon überhaupt die Rede sein kann – ist aber wohl nicht nur die geschickte Programmierung, die anlocken soll und dem Publikum dann die volle Ladung Jazz und Impro vorsetzen möchte. »Es ist schon auch so, dass wir hier in Saalfelden voll auf das Gesamterlebnis setzen«.
Musiker*innen in mehreren Kontexten
Es sei mehr als nur ein einfaches Festival mit feststehenden Bands, man schaue vielmehr darauf, dass sich viele Musiker*innen hier erstmalig und frisch begegnen, neue Projekte entstünden und überhaupt der Jazz als kreativer Prozess im Mittelpunkt stehe. »Viele Musikerinnen und Musiker stehen in mehreren und überraschenden Konstellationen auf den Bühnen«, skizziert Steidl das Wesen des Festivals.
Somit sei es für ihn auch schwer, lediglich Musik-Highlights herauszupicken: »Die gibt es natürlich, aber es geht um mehr, es geht um das Eintauchen in die Festivalstimmung.« Teil dieser Stimmung sei auch die Kommunikation zwischen den Musiker*innen und dem Publikum: »Man trifft sich, kommt ins Gespräch, vernetzt sich und tauscht sich aus.« Insgesamt sei das Festival jedenfalls niederschwellig und partizipativ angelegt, so Steidl.
Bewährte Herzstücke
Dennoch gebe es natürlich wichtige Herzstücke des Festivals, an denen nicht zu rütteln sei. Auch 2024 gibt es wieder einen Artist in Residence, nämlich Chris Janka. Auch die Impro-Sessions in der Kunsthalle liegen Steidl sichtlich am Herzen. »Vor allem bei diesen merkt man, dass mit den jungen Leuten, die diesen Sessions beiwohnen, etwas passiert«, so der langjährige künstlerische Leiter des Jazzfestivals Saalfelden.
Auch die kleinen Bühnen, beispielsweise die Konzerte in der Buchbinderei, im Wald und im Ruderboot, seien maßgeblicher Bestandteil des Jazzfestivals. »Bei diesen Konzerten, die ebenfalls bei freiem Eintritt stattfinden, ist sichtbar, dass das Interesse daran deutlich wächst.« Erstmalig werde es 2024 außerdem ein Konzert in einer Einsiedelei geben. »Soweit ich weiß, ist das eine der letzten Klausen, die tatsächlich von einem Einsiedler bewohnt wird«, schwärmt Steidl von diesem Konzertort.
Erwartbare Highlights im Festivaljahr 2024
Die musikalischen Highlights sind aber – abseits der originellen Orte – wahrlich nicht spärlich gesät. Das wären etwa: das Kris Davis Trio, Radian, Mary Halvorson oder das Tomeka Reid Quartett. Auch das vom Jazzfestival in Auftrag gegebene Programm von Mona Matbou Riahi dürfte ein solches werden. Das Eröffnungskonzert der der aus Teheran stammenden, seit ihrem 17. Lebensjahr in Wien lebenden Klarinettistin verspricht nämlich größtmögliche Offenheit, Experimentierlust und ein Wandern zwischen den Welten von Komposition und Improvisation.