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Alvarius B

»Trolling The De-Enlightenment«

Unrock

Alan Bishop ist ein Mann mit vielen Talenten, und solange dem leidenschaftlichen Raucher die Kippen nicht ausgehen, wird er auch das Musikmachen nicht aufgeben. Augenblicklich beschäftigen ihn wenigstens drei Projekte: die psychedelische Popband The Invisible Hands, das Improv-Trio The Dwarfs of East Agouza und Alvarius B., sein Alter Ego, das Bishop seit seinen wilden Zeiten mit den Sun City Girls begleitet. Mit den Jahren ist er im Vortrag ruhiger geworden, aber der gallige Humor ist ihm geblieben. Der zur Schau gestellte Habitus des extrovertierten Barden mag hin und wieder ein wenig aus der Zeit gefallen wirken, andererseits hat Alan Bishop alias Alvarius B. viele Jahrzehnte im musikalischen Underground auf dem Buckel, und die notorische, zu gleichen Teilen eloquente, provokative und antiautoritäre Haltung ist nicht bloß eine Pose für die Bühne. Der ausgeprägte Eigensinn ist wohl Voraussetzung sowie Ergebnis seiner beeindruckenden Karriere fernab des musikalischen Mainstreams. Das Live-Album »Trolling The De-Enlightenment« dokumentiert verschiedene Facetten von Alvarius B. bzw. Alan Bishop, der sich zu allen Songs auf der akustischen Gitarre selbst begleitet: Er gibt den diabolischen Protestsänger (»Wanted Man«, »Black Blood«), den romantischen Crooner, der Kompositionen von Jimmy Webb und Burt Bacharach mehr oder weniger frei interpretiert (»By The Time I Get To Phoenix«, »Anvils Falling On My Head«, »This Guy’s In Love«), und den albernen-antiautoritären Folkie (»Smokin’ To Live«). Die Aufnahmen sind von tadelloser Soundqualität, jede Interaktion mit dem Publikum ausgemerzt, so dass das Album beinahe den Charakter eines Studio-Recordings trägt. Das ist kein Makel, aber wenn man Alvarius B. schon live auf der Bühne erlebt hat, dann fehlen einem die hingeknurrten Kommentare, die lakonischen Bemerkungen und die sarkastischen Beschimpfungen von Publikum und abwesenden Akteuren des Weltgeschehens schon ein bisschen. Sei’s drum, »Trolling The De-Enlightenment« porträtiert Alvarius B. alias Alan Bishop als den souveränen Entertainer, der er ist, und hoffentlich noch lange bleibt. Lang möge er rauchen.

Home / Rezensionen

Text
Holger Adam

Veröffentlichung
03.08.2023

Schlagwörter

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