Atmosphäre wie in einer rauchigen Opiumhöhle herrscht auf der »Redux«-Version von »Cyclene Suisse«, der 2019 von François J. Bonnet (alias Kassel Jaeger) und Stephen O’Malley veröffentlichten Kollaboration. Aus dem gut 54-minütigen Ausgangsmaterial wurden in »Redux« zwei dichte 18-minütige Tracks. Der erste wurde von einer dritten Größe der Drone-Gesellschaft bearbeitet: Jim O’Rourke, dem Herrn, dessen Output derweil ja übermächtig ist. Sperrige, anfangs lichte Klänge, halliges Zerren, mitunter sich intensivierend, sich dabei verdüsternd, beschreiben seinen Part. Wie ein Übergang funktionieren zwei starke Töne und in die Höhle aus Sound tropft es, quakt es, zirpt es. Ein Drone-Konzert in einem Regenwald. Es besteht immer die Gefahr, dass das überlebendige, vitale Ambiente in einen menschenfeindlichen Albtraum umschwingt. Track 1 ist eine Ahnung davon. Der vom Multimediakünstler Ryōji Ikeda bearbeitete zweite Teil ist expressiver und direkter. Düster flimmernde Flächen steigen auf und ab, das Unheil tönt schön in einer liebevoll arrangierten Dramatik, entfaltet sich zum Ende wie eine Blüte bei Nacht.
François J. Bonnet & Stephen O’Malley
»Cylene Suisse Redux«
Editions Mego
Text
Lutz Vössing
Veröffentlichung
20.04.2021
Schlagwörter
Editons Mego
François J. Bonnet
Jim O’Rourke
Stephen O’Malley
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