Mareike Wiening lässt auf »Metropolis Paradise« nicht lange mit ihrer Vorstellung von einem guten Jazz-Album auf sich warten. Gleich zu Beginn, in »Free Time«, ertönt das melodiöse Tenorsaxofon von Rich Perry (Maria Schneider Orchestra), hinterlegt von ihrem sanften, rhythmisch interessanten Schlagzeug. Dan Tepfer (Lee Konitz), der bei den Aufnahmen für den erkrankten Glenn Zaleski einsprang, überzeugt, wie bei ihm gewohnt, am Piano. Doch zurück zum Anfang: Mareike Wiening, gebürtig aus der Nähe von Nürnberg, aufgewachsen in Norwegen, tingelt herum zwischen New York und Deutschland, Musiker*innenleben sei Dank. Als musikalischen Einfluss nennt sie vor allem den argentinischen Komponisten Guillermo Klein, studiert hat sie u. a. bei Tony Moreno, zum Jazz kam sie durch Brad Mehldau. Ihres klassischen Backgrounds wegen – sie lernte Flöte und Klavier und Gesang – bezeichnet sie ihre Musik als auch technisch recht anspruchsvoll, besonders in Bezug auf die Klavierparts. Doch ihr Spiel sei vor allem intuitiv und emotional. »2 in 1« überzeugt vor allem durch die lieblichen Saxofon-Parts und auch in den folgenden Stücken wird deutlich, wie wichtig ihr gute Melodien sind. Weniger fällt die Komplexität auf, z. B. die ihres zum Teil polyrhythmischen Spiels, wie auf »Misconception«. Die Musik strengt nie an, langweilt jedoch auch nicht. Im Gegenteil: Sie strahlt zugleich eine Leichtigkeit aus und zieht in den Bann, macht Hinhören, weil doch recht – naja – anspruchsvoll gespielt wird. Auf »Relations« glänzt Alex Goodman an der Gitarre, man hat es mit erfahrenen und äußerst kreativen Musiker*innen zu tun. Frisch klingt das. Schönes Debütalbum der bisher als Sidewoman in Erscheinung getretenen Mareike Wiening.
Mareike Wiening
»Metropolis Paradise«
Greenleaf Music
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