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Wytch Hazel

»V: Lamentations«

Bad Omen Records

Kürzlich haben wir an anderer Stelle von der musikalischen Verwandtschaft zwischen Wytch Hazel und Phantom Spell gesprochen und die ist auch weiterhin gegeben. Zur Unterscheidung vielleicht der Hinweis, dass bei Wytch Hazel nicht georgelt wird und daher, was die Gitarren und Arrangements betrifft, deutlicher eine gewisse aufs Minimum reduzierte und an Thin Lizzy (vgl. »Emerald«) gemahnende Lockerheit zum Ausdruck kommt. Die Orgeln und Vintage-Synthesizer bei Phantom Spell verleihen der Musik ein progressiv-zauberhaftes Element, das fehlt bei Wytch Hazel. Wo Kyle McNeil sich sozusagen als Magier durch fantastische Welten bewegt, da ziehen die Ritter der Zaubernuss ganz klassisch mit Gitarre, Bass und Schlagzeug bzw. Schild und Schwert bewehrt durch die Lande. Hinzu kommt, dass die vier aus Lancaster, das darf nicht unter den mit Met und Wildbret gedeckten Tisch fallen, ab und an auch rasten, um zu beten, denn Wytch Hazel machen, was man früher White Metal genannt hätte. Ich bin nicht sicher, wie gebräuchlich diese (mit Blick auf den Black Metal quasi manichäische) Genrebezeichnung noch ist, aber der Herr sei gepriesen, regelmäßig – da geht bei Wytch Hazel kein Weg dran vorbei. Stört das? Nein. Jeder nach seiner Fasson und Colin Hendra und seine Mannen enthalten sich hierbei angenehmerweise des Fanatismus und fallen während ihres musikalischen Vortrags auch nicht negativ durch frömmelnde Verstocktheit auf, ganz im Gegenteil: Locker, leichtfüßig und versiert tragen sie vor, was sie zu sagen haben, das melodieverliebte, hymnische Songwriting ist zum Niederknien. Ob man nun dem Heiland oder dem Metalgod dafür dankt, dass Bands wie Wytch Hazel verlässlich das Erbe der Twin-Lead-Guitar-bewährten Vertreter der NWOBHM in Ehren halten, ist nicht so entscheidend. Wichtiger ist, den historischen Pilgerpfad von Wishbone Ashs »Warrior« zu »The Citadel« von Wytch Hazel nicht aus dem Blick zu verlieren! Und wenn dieser Weg auch nicht unbedingt zu innerem Frieden und Erleuchtung führt, so doch wenigstens vom Kühlschrank zur Stereoanlage, um sich mit einem kalten Bier in der Hand und »V: Lamentations« in den Ohren vom Kampf gegen alltägliche Plagegeister zu erholen. 

Home / Rezensionen

Text
Holger Adam

Veröffentlichung
29.08.2025

Schlagwörter

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