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Wucan

»Axioms«

Long Branch Records

Wucan machen durch Psychedelic und Progressive Rock der 1970er-Jahre inspirierten Hardrock, auch die New Wave of British Heavy Metal hat ihre Spuren im Klangbild der Band hinterlassen. So nüchtern sollte man das vielleicht zunächst beschreiben, denn es besteht die Gefahr, sich in der Rezeption auf das »Fräuleinwunder« Francis Tobolsky zu stürzen und dem gleichberechtigt agierenden Quartett damit Unrecht zu tun. Das ist sozusagen das Elend mit dem furiosen Eindruck, den die Sängerin und Multiinstrumentalistin der Band hinterlässt. Sie singt, flötet, spielt Gitarre und bedient auf der Bühne hin und wieder auch ein Theremin und steht, das wissen sie und ihre Jungs selbst genau, im Zentrum der Aufmerksamkeit. Und trotzdem, Francis Tobolsky ist nur eines von vier Mitgliedern der Band Wucan. Der eigenwillige und dennoch eingängige Sound der Band entsteht in gemeinsamer Anstrengung und – wie das bei guter Rockmusik sein sollte – das hört man der Band natürlich nicht an. Lebhaft unddynamisch, energiegeladen und die einzelnen Instrumente angenehm separiert im Mix klingt die Produktion und das Songwriting ist abwechslungsreich und changiert zwischen den oben genannten musikalischen Einflüssen, ohne dabei die unverwechselbar eigene Note einzubüßen. Mit ihrem vierten Studioalbum will es die Band aus Dresden wissen, denn sie arbeitet beharrlich an der Erweiterung ihrer Fanbase und mit dem zu erwartenden Erfolg des neuen Albums wird die sich zahlenmäßig sicher auch vergrößern. Ich sage das mit einer gewissen Zurückhaltung, denn so sehr mir die Band als zeitgenössische Erscheinung im Prinzip gefällt, so sehr habe ich mit manchen ihrer neuen musikalischen Ideen meine Schwierigkeiten. Denn immer dann, wenn Wucan ihr eigensinnig-ausuferndes Songwriting begrenzen und stromlinienförmig-redundante »Hits« fabrizieren, verliere ich die Lust, dranzubleiben. Die vorab veröffentlichte Single »KTNSAX« ist so ein eher nervtötender Fall von Mitsing-Dings, auf das ich hätte verzichten können. Es ist mir wesentlich lieber, sie verlieren sich qua Querflöten, Gitarrensolo, galoppierendem Bass und anderer Eskapaden in musikalischen Welten, in die ihnen vielleicht größere Massen nicht folgen, in denen ich mich aber heimisch fühle. Wie dem auch sei, Wucan sind gegenwärtig zum Erfolg verdammt. Schon mit dem Vorgängeralbum haben sie viel Aufmerksamkeit erregt und nun ist absehbar, dass sie auf dieser kleinen Erfolgswelle weiterreiten werden können. Wie gesagt, viel Erfolg, der kommt ja auch nicht unverdient. Ich hoffe nur, dass die Band auch in Zukunft weiterhin Songs wie »Pipe Dreams«, »Axioms« oder das abschließende »Fountain of Youth« schreiben wird und sich an »KTNSAX« kein Beispiel nimmt. Songs also, die ohne die endlose Wiederholung eines beknackten Refrains auskommen, nicht so Bierzelt- und Wacken-kompatibel sind und die Qualitäten der Band in ein besseres Licht rücken. Deutlich überwiegend ist das ja auf »Axioms« der Fall, von daher: Alles okay. 

Home / Rezensionen

Text
Holger Adam

Veröffentlichung
31.08.2025

Schlagwörter

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