Lukas König © Niko Ostermann
Lukas König © Niko Ostermann

Wonky-Wobble-Soul-Beats aus dem Unterwasserstudio

Königliches Schlagwerken gegen Coulrophobie. Vom clownesken »Aalfang«-Anfang zum wobble-wahnsinnigen Neon-Rap.

Das Interesse für HipHop wurde bei Lukas König eher spät geweckt. Leo Riegler, sein kongenialer und -wahnsinniger Kollege im Dada-Duo koenigleopold, der früher auch als DJ gearbeitete hatte, sowie die Fotografin und Veranstalterin Rania Moslam haben ihn um die Jahrtausendwende mit amerikanischem HipHop von der Ostküste versorgt: Busta Rhymes, KRS One, Madlib, The Roots und so Zeug halt. Selbst zu rappen begann der schlagwerkende König erst nach der EP »Aalfang« – die mit dem legendären Diss-Hit »Kohlhauser« – auf dem Album »Eure Armut kotzt mich an«.

Räudige Rap-Vocals, Drums & Synths
lukasKoenigByMaximilia_Salzer.jpgNach der darauf folgenden EP »koenigleopold featuring MC Rhine« bastelte Lukas König dann alleine weiter an Beats, saß nächtelang im Studio und probierte herum, wie synthetisch man als Schlagwerker klingen kann. Schlagzeug und Synthesizer waren die Artefakte, um auf Themen wie Pop oder den Loudness-War einzuprügeln. Auch mit Soul-Chören wurde herumexperimentiert, Gesang Schicht für Schicht übereinandergelegt. Fieldrecordings und Amerika-Aufenthalte sind ebenfalls in den Sound eingeflossen, der, dem Piktogramm am Label der aktuellen Langspielplatte »Best of 28« zu entnehmen, »geil ist wie ein Tittenfick«. Oder weniger »spex«-artig formuliert, mehrschichtig wie die stereoskopischen Bilder am Plattencover: hinter dem oberflächlichen Flimmern tun sich konkrete Figuren auf. Man muss sich nur lange genug vom Image hypnotisieren lassen, dann tun sich Formen auf, die vorher nicht wahrnehmbar waren.

Zur Entwicklung der aggressiven Rapstimme und seiner Bühnenfigur mit den unzähligen akas wie MC Bishop, Steve Raguza, Henri Torrino, King Al, RAP, Fat Luke, DRUMS, Lukas König, Snoop Jizza, Snoop Kisser, MEL Jackson fizzer, Luke Dog, SYNTHs, Snoop Dizza, Luke Jizz and BIG BROWN EYES meint der kœnig: »Meine Rapstimme entwickelte sich bei der Zusammenarbeit mit Bilderbuch für ihren Song »Softdrink«. Durch die vielen Versuche war meine Stimme schon richtig kaputt, was aber extrem zu der Nummer gepasst hat. Wir nahmen den letzten Take mit der überstrapazierten Stimme. Danach war ich drei Wochen krank. Bei der Aufnahme für meine eigenen Rap-Sachen habe ich ebenfalls sehr lang und intensiv wiederholt. Je später es im Studio wurde, desto extremer wurde meine Stimme. Wenn ich jetzt auf die Bühne gehe, mime ich diesen aggressiven Rapper mit der rauen Stimme. Viele Leute, die mich besser kennen, meinen, dass das schizophren wirkt, weil ich auf der Bühne so ganz anders bin als privat.«

Studio unter Wasser

Und zum knallbunten, neonfarbigen Setup seines Schlag- und Synthie-Zeugs gibt es folgende Story: »Michael Ostrowski war auf Konzerten von koenigleopold und fragte uns, ob wir im Film »Hotel Rock’n’Roll«, den er noch gemeinsam mit Michael Glawogger konzipiert hatte, mitspielen wollen. koe.jpg Ursprünglich als Live-Band in einer Szene vorgesehen, ergab es sich, dass ich da alleine auftrete. Die Vorgabe war eine Art Unterwasserszene, quasi ein Unterwasserstudio. Unser Studio hat ein Fenster und ich habe mir gedacht, das könnte lustig ausschauen, wenn man da reinfilmt und es drinnen wie in einem Aquarium ausschaut und leuchtet. So habe ich mein komplettes Schlagzeug mit Neon-Gaffer beklebt und mit UV-Licht bestrahlt.« Auch auf der Solo-EP kœnig gibt es Fotos von dieser Session, und als er letztes Jahr Bilderbuch auf ihrer Herbsttour begleitete, kam dieses beklebte und bemalte UV-Licht-Schlagzeugset zum Einsatz. Dass der Endzwanziger Lukas König neben seiner One-Man-Band auch noch in einigen anderen Konstellationen für strahlende Durchschlagskraft sorgt, scheint dem mottoartigen Endstatement seines Bilderbuch-Raps geschuldet zu sein: »Stay busy!«

kœnig: »BEST OF 28« (laubrecords)

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Text
Michael Franz Woels

Veröffentlichung
24.05.2017

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