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Wednesday Knudsen

»Atrium«

Spinster/Feeding Tube Records

Erster Gedanke: Wenn die Platte schlecht gepresst ist, dann macht’s keinen Spaß. Die feinstofflichen Kompositionen, orchestriert mit einer Reihe von Instrumenten, kommen von der Stille her. Der Pressetext nennt u. a. Joanna Brouk und Harold Budd als musikalische Bezugspunkte, also Musik an der Schnittstelle von Ambient, New Age und Modern Classical Music, und das kommt dann auch so hin. Elf schimmernde Klangflächen legt Wednesday Knudsen aus, die, auch davon spricht der Begleittext, unter dem Eindruck der Covid-Pandemie ihr Interesse an Rock’n’Roll verlor und sich daher andere musikalische Ausdrucksformen suchte. Man kann die amerikanische Musikerin als Mitglied der Pigeons, der Weeping Bong Band und von Stella Kola kennen – muss man aber nicht. Musikalisch bewegt sie sich mit »Atrium«, wie erwähnt, weg von Psychedelic und Folk Rock hin zu minimalistisch-meditativen Klängen, für deren kompetentes Mastering sich Chuck Johnson verantwortlich zeigt. Dessen eigene Musik, Alben wie »Balsam« oder »Sun Glories«, sind in ähnlichen musikalischen Gefilden zuhause. Es sind nun schon ein paar Namen als Referenzen für Knudsens Album gefallen, wie es eben schnell gehen kann, wenn man sich auszukennen meint. Das ist mithin auch hinderlich, weil der historische Bestand die Ohren verstopfen kann und allzu schnell der implizite Verdacht des Epigonalen im Raum steht, bevor überhaupt aufmerksam zugehört wird. Das ist prinzipiell bedauerlich und im Fall von »Atrium« besonders schade, denn die zarten und detaillierten Kompositionen verdienen es nicht, bloß unter ferner liefen abgelegt zu werden. Es lohnt sich, hin- und zuzuhören, und es entfalten sich Töne aus Saxofon, Flöte, Harfe und weiteren Instrumenten, die in Summe eine angenehm einnehmende, wärmende Atmosphäre entstehen lassen. Das ist nicht nichts, denn Musik, die sich dezent zurückhält, kann natürlich auch die eigene Ideen- und Belanglosigkeit akademisch verbrämen. Wer schmückt sich nicht alles mit der nicht geschützten Berufsbezeichnung »Composer« und heraus kommt dabei dann nichts als akustischer Kompost! Das ist aber bei »Atrium« nicht der Fall. Eine sehr schöne Platte.

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