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Träd, Gras Och Stenar

»Träd, Gras Och Stenar«

Silence

»All Along the Watchtower«, 1967 im Original von Bob Dylan auf seinem Album »John Wesley Harding« veröffentlicht, erschien ein Jahr später auch auf »Electric Ladyland« von Jimi Hendrix, und als Träd, Gras Och Stenar 1969 ihr Debütalbum mit diesem Song eröffneten, verbanden sie die relative Schläfrigkeit von Dylans Vortrag mit der elektrischen Energie von Hendrix und erschufen so ihren unaufgeregten psychedelischen Sound, der alle Alben der legendären Formation prägt. Das selbstbetitelte erste Album wurde nun wiederveröffentlicht, erfreulicherweise, denn Originalpressungen sind schwer zu kriegen und wenn, dann teuer. Typisch für die Band bzw. ihre Aufnahmen ist, dass sie klingen, als säße man im Proberaum auf einer abgewetzten Couch direkt dabei, wenn sie ihre mäandernden Songs zum Besten geben. Auch wenn sie »Satisfaction« von den Stones covern, tauschen sie die hormongetriebene Aufgekratztheit von Jagger gegen eine gewisse vor sich hin lärmende Ruhe ein. Morgen ist auch noch ein Tag, um sich Befriedigung zu verschaffen – Hauptsache, kein Stress. Solch schläfrige Umsichtigkeit können wir an dieser Stelle guten Gewissens »verkifft« nennen, das kommt schon hin. Diese Qualität, nicht in Hektik zu verfallen, ohne ausschließlich als verpeilte Schlaftablette zu wirken, dieser in sich widersprüchlich erscheinende Dreh ist der Grund, warum der atmosphärische Sound von Träd, Gras Och Stenar bis heute zieht. Einflussreich bis in die Gegenwart ist die Formation. Zeitgenössische Bands wie Water Damage, Endless Boogie und viele andere psychedelische Rock- und Stoner-Bands orientieren sich daran, wie die Schweden das gemacht haben. Fast könnte man behaupten, dass sie es in dieser sehr speziellen Form erfunden haben, aber natürlich wäre das ein wenig vermessen, zum Beispiel mit Blick auf The Grateful Dead. An anderer Stelle las ich anlässlich der Neuveröffentlichung des Albums auch, Träd, Gras Och Stenar klängen, als spiele Neil Young mit Can zusammen – so kann man es auch sagen. Der warme Gitarrensound des Exil-Kanadiers trifft sich mit der verdaddelten Zielstrebigkeit von Can zu Zeiten von »Mother Sky«. Beziehungs- und traditionsreich ist er also, der Sound von Träd, Gras Och Stenar, und dennoch unverwechselbar und originell. Oft werden Reissues mit marktschreierischen Adjektiven beworben, aber hier ist jede überbordende Begeisterung angemessen und das Prädikat »wertvoll« kann bedenkenlos vergeben werden.

Home / Rezensionen

Text
Holger Adam

Veröffentlichung
16.09.2025

Schlagwörter

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