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Dan Friel

»Total Folklore«

Thrill Jockey

Chemie ist, wenn es knallt und stinkt; wenn es knallt und nach Zuckerwatte riecht und nach gegrillten Marshmallows, dass es einem aus den Ohren rauskommt, ist es hingegen Dan Friel. »Total Folklore« piept, es schreddert, es hupt, es kreischt fies, es fiept im Ekelfrequenzbereich, dann watschelt, dudelsackspielend, SuperMario vorbei, mit einer Melodie, so süß, dass wieder Hoffnung aufkeimt, dem Tinnitus doch noch zu entkommen – und dann sind nur die ersten eineinhalb Minuten der Platte abgelaufen, von einem geil hart an die Grenze des Erträglichen sich heranwagendem, dann auch gleich zwölfminütigen Opener »Ulysses«, von dem ich hoffen will, dass hier, anders als bei Joyce, nicht ein stream of conciousness abgebildet wird. Der Albumtitel drückt eigentlich alles schon aus: Das Totalitäre des Sounddiktats genauso wie das vermeintlich Unschuldige, Verspielte der Folklore. Das sind nicht die beiden Pole, zwischen denen sich die Musik bewegt, weil hier kein Zwischenraum, kein Kompromiss entsteht, sondern eine Gleichzeitigkeit, ein Nebeneinander-Existieren, dessen Elemente sich nicht gegenseitig ausspielen und auflösen, sondern gemeinsam die Hörgewohnheiten ihres Publikums vornehmen. Es entsteht dabei etwas, was je nach Laune als purer und sehr großgeschriebener POP wahrgenommen werden kann oder als misanthropes, rücksichtsloses Experiment. Verwandtschaft findet Dan Friels Entwurf am ehesten in den frühen Alben der Wavves, auch wenn die den West-Coast-Sound von einer ganz anderen Richtung her fledderten als der Parts&Labor-Frontmann es in New York seiner Gameboy-Nostalgie antut, es ist eher eine Verwandtschaft im Wesen der Musik als im Ergebnis. Insgeheim, glaube ich, habe ich sehr lange auf eine solche Musik gewartet. Nur zu schade, dass sie sich jetzt, wo sie endlich da ist, als ein Feld bunt explodierender Klangminen erweist, das zu betreten zwar den ultimativen Kick verspricht, ich mich aber dann doch nur selten traue.

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