Braucht man in Zeiten wie diesen, in denen CDs selber aufnehmen, produzieren und verteilen kann, noch Major-Labels? Binsenweisheits-Schluss: nein. Damit alleine ist es aber noch lange nicht getan. Vernetzen und Gemeinschaftsprojekte auf die Beine stellen ist angesagt. Im Falle von Tonto hat das Grazer Klima zwischen Fortgeh-Fadesse (also zu Hause oder im Studio bleiben) und heimlicher österreichischer Kulturhauptstadt dazu geführt, ein Label ins Leben zu rufen und eifrig zu fabrizieren. Wenig verwunderlich, dass Tonto einen Link zu der Kulturiniviative Mur.at und zu Noton haben. Über Dusk Rec. lässt sich über einige Umwege auch das Schlauch-Umfeld ausmachen. Das Netzwerk, als dessen Aussenstelle die CDs funktionieren, ist Auffanglager für Soundmaterial, das bis 1999 zurückgeht. So wie es sich für eine derartige, ambitionierte Non-Profit-Organisation gehört, die die Sounds als freifliessende, temporäre Zonen verstehen, gibt es eine Mix-Station, aus der man sich bedienen kann.
Auf der Tonto-Homepage finden sich nicht nur die erschienen Releases (rund ein volles Dutzend) zum Bestellen. Der Button »Tonto Radio« verbindet den nach frischer Soundware der Markenartikel experimenteller Minimal-Electronica, D’n’B und sonstigen (absonderlichen) Soundglitches Suchenden mit dem Player, auf dem man sich sämtliche bisher erschienenen Tracks randomly anhören kann. MP3-Sektionen verstehen sich von selbst. Die Covers haben hohen Wiedererkennungswert: Alles einfach und irgendwie trashy gehalten mit einer Vorliebe für abstruse Torso-Bilder. Robert Lepenik ist mit #6 und #9 in der Tonto-Zusammenstellung gleich zweimal vertreten, genauso wie Michi Posch (#3 und #5). Weitere Acts: reMI (solo mit Michael Pinter), Reas und das Gemeinschaftsprojekt COOP.
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