Placeholder_Rezensionen
Mariah Carey

»The Emancipation of Mimi«

Island Def Jam/Universal

Das tolle Black-Disco-Diva-Cover von Mariahs neuer CD stellt eine eindeutige Zäsur dar, nachdem für den visuellen und titeltechnischen Rahmen ihrer Kiekstöne ein Jahrzehnt lang das psychedelische Schlaraffenland der stimmverwandten Minnie Riperton zu Kinderzimmer-Avataren minimalisiert wurde. Eine Zäsur, die ihrem Zusammenbruch infolge des »Glitter«-Flops, geplatzten Virgin-Deals und des angeblichen Aufenthalts in einer Nervenheilanstalt geschuldet ist. »Hey hey little baby get down/Before you fall and hurt someone«, appellierten noch letztes Jahr nicht ohne ironelnde Indiedistanz Sonic Youth an dramalicious Mariah, dabei wohlwissend um ihre upliftende (die Plattenfirma würde sagen: konsumankurbelnde) Funktion als Star, Role Model, Pastorin (der Lambs, wie Mariah ihre Fans nennt). Gegen die auch heute nicht versiegenden Kommentare des Yellow-Press/Promi-Corps bzgl. ihrer Einakter mit Hotel-Etablissements und Award-Garderoben macht sich Carey mit theatralischen, ihrem Drama-Ruf Tribut zollenden Gesten bei Auftritten immun. Die »Brise« im Haar (natürlich in der »Have It Done«-Manier statt DIY, wie es Ellen Allien aktuell trägt) liest sich im »It’s Like That«-Video als ein in die Länge gezogener Akt der Entfesselung – the Emancipation of Mimesis sozusagen, die auf eine rege Rezeption in der Drag-Queen-Subkultur wartet (dabei bringen die racefixierten US-Medien – siehe Thomas Meineckes »Hellblau« – Douglas Sirks »Imitation Of Life« noch immer nur bei der Frage nach ihrer Hautfarbe auf). »It’s Like That«, die pompöse Aktualisierung des »80s Electro meets India«-Remixes von »My All/Stay Awhile« (’98) plus jene Momente, in denen die Neptunes Samtteppiche auf Milchstraßen ausrollen, sind für das Album nicht repräsentativ – vielmehr regieren fast schon altmodische Arrangements aus einer himmlischen Soul-Antike, bei denen Mariah ihre Befreiung im Wiederaufflackern des Gefühls (gleichermaßen abstrakt wie zielgerichtet auf eine Person) findet und es nach bester Afroamerican-church-Tradition zelebriert, preist, rejoicet.

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