Headerimage Placeholder

Ted Leo – 21. 3. 2005, Arena Wien

Warum nicht einfach mal gehen lassen? Einfach mal die anderen entscheiden lassen, ob es nun richtig »Postpunk« oder »Indie-Emo-Schnösel« oder »Jungs-Gegröle« heißen soll. Als Ted Leo auf der Bühne stand, war das alles egal, da gab es anderes, dringenderes zu bestaunen. Eh klar, seine Musik.

Ein Lächeln kostet nichts. Gar nichts. Es ist allerdings vielleicht sogar das wertvollste, was einem ein Mensch schenken kann, wenn man ihm das erste Mal begegnet. Ted Leo kam auf die Bühne und schien jedem Menschen im Saal ein Lächeln zu schenken. Jedem, der ungefähr 50 anwesenden Gäste an jenem Abend. Und trotz dieser eher spärlichen Besucherzahl war die Stimmung eine selten so angenehme im kleinen Saal der Arena. Quit Your Day Job haben das Publikum mit Straight-Outta-Hell-Punk eingeheizt, und Ted Leo, dieser Sympathie-Magnet, musste nur ein Lied anspielen, um die Herzen zu erobern.

45 Minuten später war dann klar, dass die Energie, die Lebens- und Leidensfreude seiner Verspieltheit gerade auf der Bühne etliche Dimensionen dazugewinnt. Was auf Platte von manchen als »belanglos« und »langweilig« abgestempelt wird, entzieht sich dann live doch den ganzen Kategorisierungs-Versuchen, die ihn dauernd einfangen wollen. Die Punk-Wurzeln sind zu spüren, der Schweiß einer Fast-Hardcore-Sozialisation perlt Ted Leo auch auf der Stirn, und er schickt seine kurzen aber prägnanten Song-Ideen in den Raum, erklimmt schlampig die Songhöhepunkte und brettert ungestüm die Rhythmen in die Tanzbeine des Publikums. Seine Band ist allein schon wegen ihrem vollbärtigen Aussehen auch eine Augenweide, und Ted Leos Stimme ist in ihrer Eingängigkeit ein ganz besonderes Phänomen, wenn er vor einem steht. Und er lächelt, immer wieder.

Dass drei Jungs Rock so gut für sich kontextualisieren können, so nahe an die Berührungspunkte zwischen Tanz und Kopf rankommen können, war zumindest mir vorher nicht klar. Ted Leo hat ein Konzert abgeliefert, das in seiner Großartigkeit, sich fast allen Beschreibungsversuchen – wie dem hier – entzieht. Und diese Konzerte sind ja bekanntlich die besten.

favicon

Home / Musik / Konzert

Text
Marko Markovic

Veröffentlichung
24.03.2005

Schlagwörter

Ähnliche Beiträge

Nach oben scrollen