Bon Ivers Debüt-Album »For Emma, Forever Ago« traf 2007 wohl einen Nerv. Schwer zu sagen, warum; Neo-Folk war ja schon in die Jahre gekommen, Melancholisches, vorgetragen von jungen Männern in brüchiger, hoher Stimme – zuhauf, zuhauf, man konnte es schon nicht mehr hören. Und dennoch: Irgendwie hob sich Justin Vernons Falsettgesang ab vom übrigen Mainstreampop….
In der Fußgängerzone bläst sich jemand die Seele aus dem Leib beim gelingenden Versuch, sich am Didgeridoo in Trance zu versetzen. Kann passieren, muss aber nicht. Vielleicht handelt es sich nämlich dabei um Richard Youngs aktuelles Album, das es bei durchschnittlicher Spiellänge gerade mal auf fünf Songfelder bringt. Sinnesauflösend wummert es zum zwischen den Klangtropfen…
Am Cover: Das Testbild eines Fernsehers mit Sprung in der Schüssel, wenn nicht gar ein schizophrenes Kaleidoskop. Auch im Inneren wird die Farbpalette ausgeschöpft. Nicht ganz so grell setzt die Band aus Baltimore ihre Stücke in Szene. Die »Wilderness« äußert sich als Grenzen einhaltende Verspieltheit. Die Stimme würgt sich aus der Kehle des Sängers, presst…
Im Booklet zu »The Aether Eater« zitieren Odawas Dante. Ihr Album lassen sie dem Inferno folgen und drängen unter die Oberfläche. Bei ihrem Abstieg in hallende Höhlen ziehen sie etwa in »Benjamin« die harmoniegenährte, sphärische Essenz mit sich, die Mercury Rev stetig beweisen. Soundschnipsel wie zur Science-Fiction-Untermalung werden der sich sanftwölbenden Gesangslinie hinzufügt und spreizen…
Auf Simon Joyner ist Verlass: Seit Beginn der Neunziger veröffentlicht der Singer/Songwriter aus Omaha, Nebraska ein Album pro Jahr. Auf »Lost With The Lights On« sucht der bei Bob Dylan und Leonard Cohen in die Lehre Gegangene nach dem Sinn eines Lebens, in dem man auf sich allein gestellt ist. Träge sinniert er über Enttäuschungen…
Ein Tonträger mit vier Stücken bepackt – die Vermutung liegt nahe, mit »River Through Howling Sky« etwas EP-Formatiges vor sich zu haben, was sich unter Beachtung der Spielzeit indes als vorschnell gezogener Schluss herausstellt. Diese wenigen Klangimprovisationen dehnt der in Glasgow wohnhafte Engländer Richard Youngs nämlich auf über 40 Minuten. Wie immer bei seinen Solowerken…