Ausgerechnet »Hallelujah« – dass Leonard Cohens nun wirklich ausreichend oft gecoverter Welthit am Anfang von Arooj Aftabs Karriere stand, mag heute verwundern. Aber doch: Anfang der 2000er war Aftab ein in der pakistanischen Metropole Lahore lebender Teenager, brachte sich selbst das Gitarrespielen und Singen bei, versuchte sich an »Now I’ve heard there was a secret chord / That David played and it pleased the Lord« und so weiter und stellte das Ganze ins Internet. Letzteres war vor 20 Jahren auch in Pakistan nicht ganz so alltäglich wie heute – und sollte Aftabs ersten Erfolg in ihrem Heimatland begründen. Was Aftab seither macht, ist von »Hallelujah« ein paar Ecken entfernt. 2005 ging sie im Alter von 19 Jahren in die USA und studierte am Bostoner Berklee College Musikproduktion sowie Jazzkomposition. Ihre nächste Station war Brooklyn, wo sie zu einer zentralen Figur der Jazz- und Experimental-Szene wurde und noch heute lebt.
Gesang auf Urdu
Aftabs Werk zeichnet sich besonders durch zwei Merkmale aus: zum einen auf der musikalischen Ebene durch eine unorthodoxe Vermischung von Minimal Music, Jazz, vorder- und südasiatischer Folklore und Sufi-Klängen. Das Ergebnis wirkt ziemlich entrückt und wird durch Aftabs betörende Stimme noch verstärkt. In der Kombination hat das einen meditativen, beinah spirituellen Touch. Doch ist es immer auch so aufregend, frei und innovativ, dass es weit entfernt davon ist, ethnokitschig rüberzukommen. Zum anderen die Ebene der Sprache: Aftab singt meist auf Urdu, was immerhin von einer Viertelmilliarde Menschen gesprochen wird. Freilich sind zwischen Brooklyn und Burggasse Urdu-Kenntnisse wenig verbreitet, doch auch diesen Erdenbewohnern vermag Aftab allein durch Atmosphäre und Aura zu vermitteln, worum es in ihren Liedern geht: Sehnsucht, Hoffnung, Liebe.

Grammy-prämiert
So erschafft Aftab auf meisterliche Weise eine Klang- und Gefühlswelt, in der man sich unabhängig davon, wo man zu Hause ist, gerne niederlässt. Und Renommee und Erfolg Aftabs wuchsen über die Jahre kontinuierlich: Der US-Sender NPR listete »Lullaby« von ihrem Debütalbum »Bird Under Water« (2014) gleich mal in den »200 Greatest Songs by 21st Century Women« und »Island No. 2« vom zweiten Album »Siren Islands« (2018) zählte für die »New York Times« zu den »Best Classical Music Tracks of the Year«. Nach ihrem dritten Album »Vulture Prince« (2021) und einer Hinwendung zu etwas mehr Pop erhielt sie als erste pakistanische Musikerin überhaupt einen Grammy, für »Love in Exile« (2023, gemeinsam mit Vijay Iyer, Shahzad Ismaily) und »Night Reign« (2024) folgten weitere Grammy-Nominierungen. Nach Österreich verschlug es Aftab bisher ein einziges Mal, 2023 zum Donaufestival in Krems, hierzulande hinlänglich bekannt als einer der ersten Anlaufpunkte für aufstrebende Nischenmusik-Artists. Das anstehende zweite Österreich-Konzert sollte man sich jedenfalls vormerken – oder wie man auf Urdu sagt: Khopri mein ghusalo. Schreib’s dir hinter die Ohren.
2 x 2 Karten gewinnen
Wir verlosen 2 x 2 Karten für Arooj Aftab am 2. November 2025 im Wiener Konzerthaus: Einfach bis Donnerstag, 30. Oktober 2025, 23:59 Uhr eine E-Mail mit deinem Namen an gewinnspiel@skug.at schicken. Die Gewinner*innen werden nach Zufallsprinzip ermittelt und per E-Mail verständigt. Rechtsweg und Barablöse sind ausgeschlossen. Deine Daten werden zur Gewinnverständigung verwendet und nicht weitergegeben.











