Nach 13 Jahren Abwesenheit auf dem Plattenmarkt haben Tool 2019 ihr neues Album »Fear Inoculum« herausgebracht. Die Erwartungen der Fans – auch im Hause skug – waren entsprechend hoch und es herrscht Uneinigkeit über das Ergebnis. Ist das Album jetzt gut oder schlecht oder covern Tool sich selbst? Wir haben deshalb spontan eine Selbsthilfegruppe gegründet und das Album in einer 1,5-Stunden-Sitzung live analysiert. Hier unser Gesprächsprotokoll.
»Fear Inoculum«
Mio: Ding. Ding. Ding.
Lutz: Klingt nach Klangschale. Tool waren ja schon immer ein bisschen Eso.
Mio: Ja, Spiritool. Mit Bongos.
Lutz: Die Bongos klingen wie »Stinkfist«, auf jeden Fall sehr bekannt.
Mio: Keine Referenzen bis jetzt, weil ich mir solche Details nicht merk’.
Lutz: Jetzt geht es los, typischer Tool-Spannungsaufbau.
Mio: Aber bis jetzt kann man mitnicken. Vielleicht ist das die Innovation am Album: 4/4-Takt!
Lutz: Nein, im Vorhinein wurde gesagt, die Zahl 7 sei wichtig fürs Album, viel 7/8-Takt oder so.
Mio: Beim ersten Mal anhören hab’ ich die ersten 3/4 sowieso verpennt. Das ist kein 7/8.
Lutz: Ja ne, aber im Folgenden viel 7en.
Mio: Ich hab’ mir gestern noch eine Taktanalyse angeschaut. Ich kann mitzählen. Hoffe ich. Wusstest du, dass Tool den 6 ½/8-Takt kultiviert hat? Auf den wart’ ich. Bis jetzt ist alles sehr gerade gestrickt.
Lutz: Gleich kommt’s … dieses »Exhale« ist schön.
Mio: War das die Single-Auskoppelung? Bei der ich gesagt hab: Klingt nach A Perfect Circle? Geht mir noch immer so. Aber sicher Kalkül, mit dem »einfachen« Zeug anzufangen. Calculating kommt später.
Lutz: Ganz typisch bisher diese Progression, aber man erwartet einen richtigen Ausbruch, der nicht kommen wird.
Mio: Nein, weit davon entfernt. Immer bissi Gitarrenschwellen. Und dann ausatmen. Pensionistensex ist das.
Lutz: Haha.
Mio: POLYRHYTHM HERE WE GO! Es ist aber noch immer alles langsame Bergfahrt. Den Teil hier mag ich allerdings. Weil die Melodie am Gesang vorbeiradelt. Und das Schlagzeug nochmal links überholt.
Lutz: Ja. Und wenn dann wieder das Riff reinhaut. Maynard ist ja auch immer erst später dazu gestoßen und hat den Gesang zugesteuert, also alles nur drübergelegt.
Mio: Außerdem sind Dannys Roboterläufe immer gut.
Lutz: Jetzt klingt’s nach »The Grudge«. Gleich Double-Bass-Gedrille. Gitarrensolierung: Nun ja, nichts Unbekanntes. Wo ist Maynards Aufschrei?
Mio: Endlich Headbangen! Und dann aus. Kurzer Rückblick: Nicht Fisch, nicht Fleisch. Hat seine Momente, aber spärlich verteilt auf 10+ Minuten. Find ich als Einstieg ins Album etwas schwach und hat mich auch als erste Single nicht überzeugt. Aber wenn man 13 Jahre durch die Wüste irrt, regt man sich nicht über die Wasserqualität auf.
Lutz: Auf 5 bis 6 Minuten runtergebrochen, ein paar Umdrehungen weniger hie und da und man hätte vielleicht etwas gehabt. Aber es ist nicht mehr als ein schlechter Rückblick auf das, was mal war. Und lässt leider auch nichts Gutes vermuten.
»Pneuma«
Mio: Die zweite Nummer läppert genauso an wie die erste. Auch mit geradem Takt. Erstmal Tonfolge ansetzen. Dann Gitarrenstakkato. Da hab’ ich das erste Mal das Gefühl, ich hör Tool.
Lutz: Es klingt wie ein Tool-Riff aus der Dose, das nur dafür da ist, um eine Progression anzudeuten.
Mio: Das ist 7/8, oder? Oder 6 ½? »Pneuma« find ich jedenfalls nach dem x-ten Mal Hören ganz gut. Also das hat sich zu einem meiner Favoriten entwickelt.
Lutz: Den langen Einlauf hätten sie sich schenken können. Ich finde aber seinen Gesang schön. Das groovige Schlagzeug macht auch was.
Mio: Der Einlauf ist für’n Arsch. Aber ab dem zweiten Part ist die Nummer wirklich nicht übel. Und ich find’ die Lyrics auch schön hier. Pneuma. Atem/Seele. »We are born of one breath, one word.« Und dann setzt Adam schön den Paralleltakt an mit der Gitarre. Immer noch alles recht behäbig, aber mit Hirn.
Lutz: Ja, gut gesagt. Jetzt dieses neue Gitarrending … Irgendwie hat er den Übergang nicht so richtig hinbekommen. Kommt aus dem Nichts. Klingt so zusammengesetzt. Mir ist es zu behäbig, sie könnten es gut und gerne 12 bpm schneller spielen.
Mio: Der langsame Zwischenteil klingt nach Atemproblemen, der rockige Part nach Airwaves.
Lutz: Ja, zäh wie Kaugummi.
Mio: Ich orte im Aufbau Ähnlichkeiten zu »Schism«, was das betrifft. Das Thema wird in der Struktur und in der Melodie versinnbildlicht. Muss man sich vielleicht mal unter diesem Aspekt anhören.
Lutz: Mir fehlen bisher die Überraschungen. Wäre irgendwas Neues zu hören, könnte ich mich auch mit der Langsamkeit anfreunden.
Mio: Na ja, es bläst nicht durch. Aber es ist allemal besser als der Einsteiger. Wenn man bei dem Album mal aufhört, auf die Highlights zu warten, findet man sie auch. Drumstorm jetzt. Das ist doch nicht übel! Und dann … AC/DC.
Lutz: Ich hab’ wo gelesen, sie haben noch viel mehr Material. Es klingt mir nach zu viel Material pro Song und zu wenig gutem Songwriting. Bin übrigens eben an einem Schaufenster mit dem neuen Album vorbeigelaufen. Sie machen Ernst. Gibt nur die CD mit dem Elektromüll drin für 80 Euro. Und wie frech, das auch nur der Stream die drei Extrasongs hat.
Mio: Zu den »Extrasongs« kommen wir ja dann gleich. Also ich brauch’ die nicht.
Lutz: Jetzt hab’ ich 9:30 auf dieses Riff gewartet. »Reach out beyond«, das ist geil. Würde Maynard noch einen Tucken mehr aus sich herauskommen … Diese Gitarre, kurz bevor wieder der stille Teil kommt, die klingt so schön versöhnlich. Bei 11:10. Ich hör sie kurz nochmal.
Mio: Also ich find’ auch das »Ausatmen« zum Schluss sehr schön. Und »eyes full of wonder«.
Lutz: Schon mal besser als der erste Track. Die 12 Minuten vergingen wie im Nu, aber trotzdem haben sie jetzt nicht den krassen Eindruck hinterlassen.
Mio: Ich find’ mittlerweile, dass das eine der besten Nummern auf dem Album ist. Sie ist halt auch sehr episch.
Lutz: Ja, episch. Aber denk mal an epische Nummern wie »Lateralus«, da stimmt einfach alles, keine Sekunde zu viel. Im Vergleich zu den früheren Alben scheint Maynard gesetzter zu sein. Kommt vielleicht von der Weinlese. Er ist ja Winzer.
Mio: Wie gesagt, ich bin hier noch immer am Rüsseln am Wasserloch und reg’ mich nicht auf.
»Litanie contre la peur« (instrumental)
Lutz: Klingt wie eine Mücke.
Mio: Das ist jetzt die erste »Verlängerung«. Und ich frag mich ehrlich, was das soll, haha.
Lutz: Und wieso muss ich 80 Euro für Elektroschrott ausgeben und bekomm’ dann noch nicht mal die Verlängerungen?
Mio: Ich glaub, Adam hat was am Flohmarkt ergattert und testet das hier zum ersten Mal.
Lutz: Auf »Aenima« diese Verlängerungen, dieses Wellblechgerappel damals war schon ganz nice und »Avantgarde«.
Mio: Das hier … na ja.
Lutz: Aber gute Idee mit den Verlängerungen, nimmt nochmal bisschen mehr Speed raus!!!
Mio: Das stimmt. Insofern ist es wahrscheinlich besser, wenn man das Album ohne diese Mitternachtseinlagen hört.
Lutz: Ja, das hätten sie sich wirklich schenken können. Gibt so viele Einläufe bei jedem Stück, wieso noch diese Verlängerungen?
Mio: Ich meine, ehrlich, das sind 2 Minuten meines Lebens, die mir keiner zurückgibt.
»Invincible«
Mio: Egal, es gitarrenklimpert wieder. Ich schicke voraus: Das ist der Ohrwurm des Albums. Mit Abstand das zugänglichste Stück meiner Meinung nach. Um nicht zu sagen: poppig.
Lutz: Ich schicke voraus: Ich nehme keinerlei Drogen, nur ein bisschen Kaffee, glaube aber, auf Gras geht das alles noch ein wenig besser rein.
Mio: Oh ja. Marimba und Indie-Maynard.
Lutz: »But here I am«, so schön.
Mio: Also ich find’ die Nummer ja schon ein bisschen platt. Aber sie geht jedenfalls ins Ohr.
Lutz: Aber wieso schon wieder so ein lahmes Getrommel? Wieso wieder lahmes Gebasse? Es geht wieder nix voran!
Mio: Das sind eben Tool in ihrer Creed-Phase.
Lutz: »Yacht Metal«.
Mio: Kurz bissi Anspannung und dann wieder an der Bong ziehen.
Lutz: Das Gitarrenteil erinnert mich an Bowie. Tool haben ja auch mal Bowie gecovert.
Mio: Welchen?
Lutz: »Ashes to Ashes«. Das war glaub ich »Ashes to Ashes« eben. Nach 5 Minuten nimmt das Ganze langsam etwas Tempo auf. Heftig, ich glaube das waren die längsten 5 Minuten meines Lebens, nach den 2 Minuten davor.
Mio: Und dann die unnötige Bridge. Alles wieder verpufft. Um bei der Gras-Metapher zu bleiben.
Lutz: Jetzt schön Eierschaukelrock. »Warrior! Struggeling! To remain! RELEVANT!«
Mio: Ich muss dabei an »Krieger« von Thomas D denken. Ich glaub’, das hat die gleiche Zielgruppe. Kriegstrommeln zum Ausklang …
Lutz: Wir haben gerade mal etwas mehr als die Hälfte!
Mio: Bei 8:10 setzt der Synth ein. Und dann Vocoder. I don’t even … Das ist das Teil, das sie in der 2-Minuten-Einlage ausgegraben haben, glaub’ ich.
Lutz: Das geht jetzt gar nicht. Soll das sowas wie Djent sein?
Mio: Also wenn »innovativ« im Sinne von »hatten wir noch nicht«, ist es das wohl am ehesten. Aber nein, nein, nein, nein, nein. Wenn ich Bon Iver hören will, schalt ich Bon Iver ein.
Lutz: Ok, jetzt geht der Song los.
Mio: Ja, es ist immer noch der gleiche Song. Das ist aber auch der fünfte Song in dem Song zirka.
Lutz: Puh, ist das langweilig.
Mio: Und jeder von denen hat Potenzial, aber so richtig zusammen geht’s für mich nicht.
Lutz: So viele »okaye Ideen«.
Mio: Genau. Aber über Brainstorming-Phase hinaus geht da nix.
Lutz: Man springt von Idee zu Idee, dazwischen immer Stopp. Ja, klingt wie ein langes Brainstorming. Aber in 13 Jahren hatten sie eigentlich genug Zeit, nicht nur nachzudenken, sondern auch was draus zu machen.
Mio: Trotzdem hat »Invincible« einen eingängigen Refrain, wenn du so willst. Für mich wird der Song auch immer »Warrior« heißen und gut ist.
Lutz: Überrascht mich nicht, dass sie auch eingängige Refrains können.
Mio: Leider ist der Refrain in der Nummer Perlen vor die Säue. Man muss sich halt auch entscheiden können, ob man eine Popnummer schreibt oder eine Avantgarde-Oper.
Lutz: Die haben beides nicht gemacht.
Mio: Und außer dem Refrain bleibt halt nix hängen an der Geschichte, weil alles unausgereift und halb gedacht.
»Legion Inoculant« (instrumental)
Mio: Die Zwischeneinlage wieder. Genauso verzichtbar wie die erste.
Lutz: Früher hat man sowas doch einfach nach 10 Minuten Pause als Hidden Track rausgehauen. Fans rasten aber wahrscheinlich wieder aus. »Damals«, auf »Aenima«, dieser Bill-Hicks-Einspieler, Mann, was hat mich das umgehauen. Es klang alles so raw und nicht vollkommen kaputtgedacht.
»Descending«
Mio: Ok, neuer Versuch. Der Wind in den Weiden. Oder sind das Wellen?
Lutz: Wellen und Wind hängen ja dialektisch zusammen. Gilt neben »7empest« bei Fans als Favorit. Mal schauen.
Mio: Ich glaub’, wir hören die letzten 13 Jahre im Zeitraffer. Das ist der Griechenlandurlaub von 2008.
Lutz: Aber leider nur die schlechten Szenen.
Mio: Genau. Schlechtwetter an der Strandbar. »All hail our lethargy«. Wobei, da wird’s dann besser.
Lutz: Bisher ganz okay, oder? Aber mit dem Wissen, dass der Song über 13 Minuten dauert, wird mir schon wieder mulmig.
Mio: Es ist trotzdem eine Ballade. Sogar Maynard im Duett mit sich selber. Aber wenigstens konsequente Steigerung hier.
Lutz: Er klingt gerade wie ein Teenie. Was’n mit seinem Gesang los?
Mio: Das geht schon ab 6:00. Es wird halt wirklich hoch bei der Nummer. Und ich mag’s, wenn er dann ein bissi ins Schreien kommt.
Lutz: Er »kratzt« an dem Geschreie, das er sonst bringt. Das Lied dauert 13:37 Minuten. Leet speak!
Mio: Neee. Aber ja, kann schon sein. Im Hinblick auf »7empest«. Derweil gibt’s aber nur steife Brise. Und da sind wieder die Synthesizer.
Lutz: Ich find die hier gut!
Mio: Ja, hier passt’s.
Lutz: Gab es aber auch bei alten Alben schon.
Mio: Ich hab’ gelesen, Adam bedient die live mit. Keine Ahnung wie. Aber macht Sinn, wenn sich Synth und Gitarre abwechseln.
Lutz: Genau. Wenn er Gitarre spielt, ist wieder Schluss mit Synthie. Ich finde diesen Song im Vergleich ziemlich straight. Aber dieser Teil gerade, das Solo, Herrgott.
Mio: Voller Guns’n’Roses-Mode an der Gitarre. Aber wenigstens altert er optisch gut. So das war’s. Zurück am Strand. Next.
Lutz: Ja, auch zu lang. Die letzten 2 Minuten wieder nicht richtig mitbekommen. Ist da was passiert?
Mio: Nach dem Gitarrensolo nicht wirklich.
»Culling Voices«
Mio: Ich mag dieses Mittelalterintro bei »Culling Voices«. Die Schlenker in der Stimme. Pirouetten.
Lutz: Dreifach-Lutz.
Mio: Und »Psychopathy, don’t you dare point that at me«.
Lutz: Sein Gesang ist spitze, aber leider irgendwie uninspiriert.
Mio: Es ist lieblich. Nicht im schlechtesten Sinne. Ich mag das.
Lutz: Eh!
Mio: Auch die Akustik-Gitarren. Und diese Moll-Schlenker. Aber das ist auch eine von den Nummern, die ich eher A Perfect Circle zugeordnet hätte bis jetzt.
Lutz: Ja, jetzt ist schön.
Mio: Auch melancholisch grad. Das ist schon sehr schwarzromantisch. Also jedenfalls ist das der Albumschleicher und ich mag ihn. Auch diese wiederholte Textzeile.
Lutz: Was mir bei dem Referenzalbum »Lateralus« so gut gefiel, war diese heftige Amplitude, dieser Unterschied zwischen hoch und tief, auf und ab. Hier gibt es nur Pseudohochs, Pseudogeschepper … selbst, wenn der Bass rollt, die Double-Bass ballert und dieses Riff aus der Dose klingt wie aus einem How-to-Tool-Video.
Mio: How-Tool-Video.
Lutz: Aber jetzt! Diese Gitarre! Guck mal! Wurde zehnmal so gut auf »Lateralus« gespielt! Mit tausenden Windungen! Viel eleganter!
Mio: Ja, wenn du mit »Lateralus« vergleichst, wirst du immer auf verlorenem Posten sein. Aber es stimmt schon, »Culling Voices« hat für mich von dem ganzen Album noch die griffigste Entwicklung, aber so richtig … Katharsis wie bei den Referenzen gibt’s auch hier nicht.
Lutz: Die haben ja 13 Jahre durch getourt, oder? Nur im eigenen Sud gesuhlt, Profimusiker halt. Es ist so totalst routiniert.
Mio: Sie haben 13 Jahre lang alles mögliche andere gemacht. Nicht unbedingt mit Tool. Keenan hat Wein gezogen und seine Bio redigiert. Schlimmste Biografie aller Zeiten, nach ein paar Kapiteln hab’ ich w. o. gegeben. So viel Fremdselbstbeweihräucherung ist echt nicht auszuhalten.
»Chocolate Chip Trip« (instrumental)
Mio: Okay, nächste Zwischeneinlage.
Lutz: Uh, Neue Musik!
Mio: Musik ist das noch nicht.
Lutz: Aber die gehört zum offiziellen Album.
Mio: Ja, hätte aber meiner Meinung nach auch im Stream gereicht. Das ist nur ein Drumsolo mit Bliep …
Lutz: Wenn dieses Gebliepe auch noch bissi heftiger würde, so Merzbow-mäßig, das wäre doch richtig was.
Mio: … und ich mein’, wir wissen, dass er’s kann. Check.
Lutz: Aber Avantgarde ist hier gar nichts. Nichts Forderndes. Total auf ihrer Linie. Alles total lieb.
Mio: Die Nummer heißt bei mir: ¯\_(ツ)_/¯
»7empest«
Mio: Jetzt aber. DER LEET HIT 2019!
Lutz: Go!
Mio: Gleich mal polyrhythmisch einikroch’n!
Lutz: Haha!
Mio: Luftgitarre! Meets Korn!
Lutz: Nix gegen Korn!
Mio: Nein! Macht Spaß!
Lutz: Geil!
Mio: Und Gesang! Die Gitarre! Top game!
Lutz: Meinhard ist wütend!
Mio: »A tempest must be just that!«
Lutz: Der Gesang ist heftig gut. Dieses Double-Time-Singen ist guuut.
Mio: Jaaaaa!
Lutz: Da haben wir auch wieder diese Zehnte-Klasse-Gesellschaftskritik. Und die Bridge ist nicht zu lang. Und das Solo ist nicht zu lang.
Mio: Bei Tafelklasslerpolitik kannst du schon Zehntklässlergegenkritik bringen. Ich seh’ das nicht so eng. Aber ja, die Nummer hat ordentlich Pfeffer, der dem Rest vom Gericht abgeht. Nur blöd, dass man sich zuerst durch alles andere durchquälen muss, bevor man hier hinkommt.
Lutz: Bis jetzt guter Song, aber ist noch nicht mal die Hälfte. Hoffentlich ballern sie nicht noch zehn andere Ideen rein.
Mio: Nein, tun sie nicht!
Lutz: Jetzt diese kurze Pause vor dem Storm.
Mio: Das ist ein sehr stringenter Track. So wie du sagst: Teile richtig portioniert. Spannungsbogen richtig gespannt.
Lutz: Wohl wieder Fibonacci?
Mio: Möglich? Mal nachzählen! 1123 … weiter reicht mein Mathe nicht.
Lutz: Ich bin beim Solo. Und das find ich sehr gut.
Mio: Ich auch! Ich steh’ auf das Solo!
Lutz: Jetzt bitte nicht verkacken.
Mio: Und auf die Quietschegitarre! Und ich hab’ keine Ahnung, wie viel Takte das sind!
Lutz: 7/8? Immer was mit 7. War aber selbst als Schlagzeuger immer schlecht im Mitzählen. Konnte trotzdem »Schism« spielen.
Mio: Das ist 6/8 jetzt. Also Walzer eigentlich.
Lutz: Haha ja und die Gitarre luftig-proggig. Iron Maiden. Na ja, Leute, jetzt nicht Fahrt verlieren.
Mio: Bester Teil jetzt.
Lutz: Jetzt ey.
Mio: Und sie versemmeln NICHT!
Lutz: Die Wirbel von Danny Carey waren gerade so heftig göttlich. Auch geil eigentlich, dass sie noch eine Strophe reinhauen vor dem Ausbruch.
Mio: Das ist halt kein Sturm im Wasserglas! Wobei, in Bezug aufs ganze Album eigentlich genau das.
Lutz: Bei diesem Song passt das alles sehr gut.
Mio: Artikel-Headline right there!
Lutz: 7turm im Wasserglas?
Mio: Du kannst kein Leet. 5turm im Wasserglas, wenn. Oder S7urm im Wasserglas.
Lutz: Sturm, also kein Wasser und kein Wein, nix Halbes und nix Ganzes. Bissi süßlich hie und da. Bei EINEM Song passt dieses Hymnische, elendig Lange, aber für ein ganzes Album … nein, leider nicht. Das, was sie bei diesem einen Song hinkriegen, packen sie beim Rest nicht.
Mio: Und jetzt noch ein Schub Starkregen. Bassdonnern. Trommelgewitter. Ordentlich Cymbals. Und das smoothe Finale wie bei »Pneuma«. Aber wir sind noch nicht ganz durch …
»Mockingbeat« (instrumental)
Mio: Irgendwer hat hier seine Wellensittiche gefieldrecorded. Wenn das keine b’soffene G’schicht ist, weiß ich auch nicht. Nach »7empest« sollt’s vorbei sein. Diesen Nachsatz braucht kein Mensch … So das war’s. Wir resümieren.
Lutz: Wie ein schlechter Actionfilm, bei dem nur die gut choreographierten Jagdszenen am Ende Spaß machen. Man wartet ja nicht 1,5 Stunden für die 5 Minuten am Ende. Es muss schon vorher auch Spannung aufgebaut werden.
Mio: 15 Minuten. »7empest« ist die längste Nummer, wirkt aber am kürzesten.
Lutz: Aber selbst da hab’ ich noch was auszusetzen. Mir blieb am Ende eine Anspannung.
Mio: Nein, ich find an »7empest« wirklich nix auszusetzen. Also meine Favoriten bleiben …
Lutz: … »Pneuma« und »7empest«.
Mio: … und »Culling Voices«. Weil ich ein Herz für Schleicher hab.
Lutz: Na gut, einigen wir uns darauf.
Mio: Und jetzt »Lateralus« hören.
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