Nachdem in Nepal ein echter, lebendiger (nun ja, nicht lange …) Yeti gefunden wird, macht sich ein Team aus Forscher*innen, einem Großwildjäger und einem nepalesischen Sherpa auf, um nach weiteren Vertretern der Spezies Ausschau zu halten. Was sie finden, ist der Zugang zu einem abgeschotteten Tal, in dem nicht nur Urmenschen jahrtausendelang überlebt haben, sondern auch tadaaaa: Aliens, genauer gesagt Echsenmenschen mit einem archaischen Herrschaftssystem. Und so verbindet sich das Beste aus nicht nur zwei, sondern drei Filmwelten in David Allens »The Primevals« zu einem fantastischen Creature-Feature mit liebevoller Stop-Motion-Ästhetik und garantiert nostalgischen Kinospaß in voller Breitseite.
»The Primevals« ist ein Herzensprojekt des US-amerikanischen Special-Effects-Artists David Allen, das rund 50 Jahre lang in Entwicklung war, mit Juliet Mills (Claire Collier), Leon Russom (Rondo Montana), Richard Joseph Paul (Matthew Connor), Walker Brandt (Kathleen Reidel) und Tai Thai (Siku) in den tragenden Rollen. Der Film wurde 2023 veröffentlicht, Allen arbeitete aber schon in den späten 1960ern an einem Vorläufer unter dem Titel »Raiders of the Stone Ring«, das erste Skript stammt aus den 1970ern. Nach längerer Pause wurde das Projekt in den 1980ern wiederbelebt und erste Dreharbeiten fanden 1994 in Rumänien und den italienischen Dolomiten statt. Nach finanziellen Schwierigkeiten des Studios wurde die Produktion abermals auf Eis gelegt, 1999 verstarb Allen im Alter von 54 Jahren. Die Bestandteile des Films – von Storyboards bis zu den Stop-Motion-Puppen – überließ er der Obhut seines Kollegen Chris Endicott, der gemeinsam mit Produzent Charles Band das Projekt zu Ende führte. 2018 wurden mittels Crowdfunding 40.000 US-Dollar lukriert, um dem Film seinen letzten Schliff zu geben. »The Primevals« feierte schließlich am 23. Juli 2023 beim Fantasia Film Festival Premiere – und jetzt auch beim slash Filmfestival.
»The Primevals« ist ein Relikt aus einer anderen Zeit und eine Liebeserklärung an die filmischen Mittel des frühen fantastischen Kinos, allen voran die Stop-Motion-Technik. Diese wurde in Grundzügen schon Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt, gewann in der Stummfilm-Ära ein breiteres Publikum und gelangte zu großem Ansehen mit Titeln wie »The Lost World« (1925) und »King Kong« (1933) von Stop-Motion-Animator Willis O’Brien, auf die »The Primevals« klar referenziert. Optisch steht der Film aber in der Tradition der 1960er- bis 1980er-Jahre und bekannter von Ray Harryhausen inszenierter Stop-Motion-Schlachten wie »Jason and the Argonauts« (1963) oder »Clash of the Titans« (1981). Schon die Einstiegssequenz spiegelt den Stil jener Klassiker wider, Technicolor-Farben und Weichzeichner, Kameraführung und Schnitt, Kostüme und Ausstattung und nicht zuletzt der Einsatz geigenschwerer Filmmusik. Als Kind der 1980er kann man sich in diese nostalgische Atmosphäre hüllen wie in eine Comfort Blanket und fühlt sich zurückversetzt in verregnete TV-Nachmittage auf der Couch der Großeltern, in denen man mit großen Augen das fabelhafte Geschehen auf dem Bildschirm verfolgte – die Geburtsstunde einer lebenslangen Passion für eine Art von Kino, das der Fantasie auf Kosten des Realismus freien Raum lässt.
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