Letztes Jahr war viel los, trotz staatlich angeordneter Ruhezeiten verschwimmt alles vorm geistigen Auge und rückblickend war 2021 doch auch sehr bunt. Tatsächlich bemühe ich mich, entgegen dem Frust von abgesagten Konzerten, versäumten Gelegenheiten und geplatzten Verabredungen »gratitude« in meinem Geist abzuspulen. Not very »punk«, is it? Wo wir schon bei Dankbarkeit sind: Shoutout to Kikagaku Mojo, die so freundlich waren, mir Download-Codes für eines ihrer Alben zu senden (das hier anonym bleibt, weil eigentlich hätte ich das schon längst kennen sollen … better late to the party than never). Gratitude an den freundlichen Herrn Holger von Sissysound, der meine weirden Platten bestellt, wo auch immer sie zu finden sein mögen. Gratitude an Eric Arn fürs bissl Korrekturlesen meiner noch nicht fertigen Thesis und an seinen Spezl Mike Gibbons, der gleich meinte, wenn’s mit mp3s Probleme gibt, dann soll ich mich melden. Gratitude für Mr. Uli Rois fürs Senden von verschollenen Festival-mp3s und die feine Korrespondenz über Grateful (see what I did there?) Dead. Gratitude an Mio vom skug, die mein hilfloses Geschreibsel in lesbare Formen gießt, und an Leo The Zew, die mir eines ihrer Kunstwerke geschenkt hat. Und auch an alle Restlichen aus dem Dunstkreis dieser Herrschaften, die da spielen, aufnehmen, performen, lesen, filmen, Festivals machen, backen, brauen etc.
Man nehme mir nicht übel, wenn diese Playlist nicht die übliche Connaisseur-Best-of-2021-und-überhaupt-Liste ist. Für sowas bitte an die Expert*innen wenden. Auch der Besprechung von rezenten Live-Performances enthalte ich mich hier weitestgehend, denn das ist eine sehr subjektive Angelegenheit. Es gab viele schöne Konzerte dieses Jahr. Auch manche schlechte, wo man aber einfach froh war, dass es die Band noch gibt … Hier geht’s um die Songs, die so ein bisschen bei mir hängen geblieben sind. Als dann: Pfiat God beinand, wie der Sepp Forcher sagen tät’. Let’s meet again in 2022 und der Rest ist Musik:
Bachdenkel: »An Appointment With The Master«
Als ich es entdeckte, habe ich dieses Lied gefühlt zwanzig Mal hintereinander abgespielt. Das geht meist nur, wenn ein Lied grad neu fürs Gehirn ist. Sonst hat man nicht mehr diesen Kick, diesen Groove bei den schönen Stellen. Weil dann schon die Erinnerung da ist, was als nächstes kommt. Enjoy the weirditude!
Buena Vista Social Club: »La Bayamesa«
Einfach immer wieder schön. Am besten man vergisst die Gruppe um Ruben Gonzales und Ibrahim Ferrer ein paar Jahre und lässt die Songs irgendwo im Hinterstübchen reifen, dann geht’s wieder gut zum Nachhören und Freuen. Dies Lied bringt einfach immer ein bisschen Leichtigkeit und Wohlgemut ins Leben. Adds a pep to your step.
Petra und der Wolf: »The Greatest«
Wieder so eine Neuigkeit, für mich zumindest. Die Live-Performance beim (im hier besungenen) Klangfestival war einfach großartig. Ich hoff’, ich schaff’s nächstes Jahr auf einen Gig, dieses Jahr ist’s sich nicht mehr dergangen. Prosit, you are the greatest!
The Grateful Dead: »In The Midnight Hour« (Live at Fillmore Auditorium on 1966-11-19)
Wenn dieser Song zu spielen anfängt, sollte man sich entweder in einem Club aufhalten oder draußen spazieren gehen. Ohne Bewegung ist’s nur der halbe Spaß. Eigentlich bin ich da Pickett-Purist. Aber die Dead machen das hier ganz gut. Die molligen Soli sind nett, nicht zu lang, der Chorus gleicht den etwas atemlosen Bob Weir etwas aus, also plug in and start struttin’ down the alley.
Bruch: »The Trembler«
Zufälligerweise bei einem Konzert gewesen, in se renowned, brilliant Fluc, und mit Platte heimgegangen. Sehr feiner Abend!
Soft Machine: »Joy of a Toy«
Das Konzert letztens im Porgy & Bess war interessant, auch wenn Soft Machine logischerweise heutzutage anders aussehen und anders klingen. Hat dazu geführt, den obigen Song auszugraben. Hold on tight, Mr Etheridge.
https://www.youtube.com/watch?v=9T2ELelpamw
Blonder Engel: »Schenste schiache Gegend«
Ich weiß nicht, ob der Blonde Engel Hafenführungen macht, falls man ihn lieb bittet. Wenn man jedoch Linz’ schenste schiache Gegend selbst erkunden will, findet sich im Lied jedenfalls eine Wegbeschreibung. Bitte je nach Witterung entsprechend kleiden, für Windböen wird hier nicht gehaftet!
Nick Cave & The Bad Seeds: »Stranger Than Kindness« (Knopf’s Music Hall, Hamburg, 15. August, 1987)
Gut, dass es YouTube gibt (Sturm der Entrüstung … haben wir’s wieder? Dann geht’s weiter.), ich wüsste nicht, wie ich sonst auf diesen Mitschnitt gekommen wäre. Alles hat damit angefangen, dass Anita Lane gestorben ist. Da habe ich in der Musikkiste um Nick Cave in den 1980ern gestöbert, inklusive Wim-Wenders-Filmen. Wenn Zeitmaschine, dann bitte zu Blixa’s Gitarre. Und falls jemand weiß, wie man zu einer Vorführung des Films »Dandy« von Peter Sempel kommt, bitte unbedingt melden!
Bardo Pond: »Cry Baby Cry« (eigentlich auch ein anderer Song, »This Time«, aber das ist etwas kompliziert)
Einfach feines Beatles-Cover. Auch wenn man die Beatles ob ihres astronomischen Bekanntheitsgrades als Snob gemeinhin kategorisch verachtet – und bis auf » Her Majesty« nicht zugeben würde, dass man sie eigentlich mag: Die allseits beliebten Coverversionen ihrer Songs gäbe es ohne die Originale nicht. Nun dürfen Sie wieder getrost »Sgt. Pepper« hören, ohne sich schämen zu müssen. Gern geschehen!
The Serpent Power: »Golden Dawn«
Dank eines merkwürdigen Late-night-listening-Wurmlochs kann man schon mal in Australien landen, dort gibt’s sehr feine psychedelische Bands. Auch abseits von den Fischgründen der Gizzards.
Low: »Words«
Never at a loss, but speechless. Sehr schönes Stück.
Gebenedeit: »Die Viren sollen krepieren«
Nuff said.
Lee Ranaldo: »Uncle Skeleton« (Live im Schauspielhaus, 3. Februar 2016)
Einer meiner besten Freunde war live dabei. Mr. Ranaldo ist wohl kommendes Jahr Artist in Residence im Belvedere 21, ich hoffe, er spielt im Zuge dessen ein Konzert. Here’s to hopin’, but what’s the likelihood that you’re still at this number?
Hailu Mergia: »Zengadyw Derekou«
Bei einem entspannten Drohnaukanal-Abend im Central Garden kennengelernt. Merci á Lucas. Da gibt es noch viel zum Reinhören.
Kikagaku Moyo: »Cardigan Song«
Dieser Song ist wie eine warme, große Strickjacke, am besten eine geborgte. Einfach zuhören und das angenehm geborgene Gefühl zulassen.
Six Organs of Admittance: »Adoration Song«
Der nette Herr vom Wahn & Sinn Record Store in Linz hat mir da einiges zusammengetragen, ich habe vorerst nur diese eine CD, da die noch ausständige LP erst wieder gefunden werden muss. Die steht dann in der Liste für 2022.
Htuoy Cinos: »dab eht dna doog eht«
Besagter Kumpel ist großer Htuoy-Cinos-Fan, und fand es sehr lustig und irgendwie sophisticated, dass ich das Debütalbum erst in reverse gehört habe, ohne es vorher in richtiger Richtung gehört zu haben.
Raymond Scott: »Reckless night on Board of an Ocean Liner«
Ich weiß nicht mehr, wie sich diese mp3s auf meinem Handy manifestiert haben, ev. von einer alten SSD-Card. Sehr nette Tunes, auch »Manhattan Minuet« zum Beispiel. Wenn man sich das auflegt und herumflaniert, wird auf einmal alles Schwarzweiß und die Leute tragen altmodische Kleidung, zumindest 2 Minuten 39 Sekunden lang.
Eric Arn: »Palais Mesmer«
Der bereits angesprochene Kumpel hat hierfür das Musikvideo gedreht. Nachdem er bereits mitgeholfen hat, mit mir eines aufzunehmen (Choreo von/mit mir und einem weiteren Kumpel, Musik von Sonic Youth u.a.).
Herman Leopoldi: »Powidltatschkerl«
Ich kannte nur den Refrain, von Omas Singsang. Glücklicherweise findet sich die Aufnahme im Netz, nun kann ich den Text. Oh du Fröhliche!
Marlene Dietrich: »Die Fesche Lola«
Dank Arte-Sendung, oder vielleicht dank Algorithmus, irgendwie hat’s mir das Liedchen in die Playlist gespült und nun habe ich seit gefühlt sechs Monaten einen Ohrwurm. In Momenten großer Konzentration oder großer Umnachtung (not much difference tbh) tritt er zutage … Das ist dann für umliegende Personen/Kolleg*innen wohl merkwürdig, und für mich auch, wenn ich mich ertappe, wie ich mitsinge.
CAN: »Midnight Man (The Lost Tapes)«
Das ist genau die Sorte Musik, die einen in schwierigen Situationen davor bewahrt, wahnsinnig zu werden und seinen Mitmenschen damit auf den Geist zu gehen. Eine Prise CAN am Morgen, etwa auf dem Weg zur Sisyphos-Arbeit, erspart Kummer und Sorgen. Bin noch nicht dazu gekommen, die Biographie (Rob Young & Irmin Schmidt) zu lesen – cause she’s a big lady – aber bald!
Hansi Lang: »Keine Angst«
Falls man doch mal Angst bekommt, sollte man sich den Hansi anhören. Omas Hansi ist wer anderer (I’m looking at you, Moonboots…) aber dieser hier ist eindeutig Power-up Music.
Zorba the Greek – »Sirtaki«
Der Kumpel, der noch beim Videodreh mitgeholfen hat, hat freundlicherweise für einen Festivalabend den Fahrer gespielt. Beim Heimfahren war das genau das Richtige.
Hidden Track: ??? – »Banjo Land«
Wer errät, welche Band ich meine, bekommt von mir die mp3s als Präsent. #sharingIsCaring