Mit dem Titel schlägt man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Einerseits knüpft »3 Tage Jazz« an den Festivalnamen des Gründungsjahrs 1978 an, andererseits gelingt eine Fokussierung auf das Wesentliche. Klangwesen wie neuerdings beim »Jazzfestival Saalfelden«, dem größeren Festivalbruder, begegnen einem nämlich im Winter nicht. Auf dem Plakat balanciert stattdessen ein Jazzer seinen Kontrabass vor schneereicher Bergkulisse.
Damit ist auch gleich noch eine weitere Festivalintention angedeutet. »3 Tage Jazz«, das seit 2016 in dieser Form existiert, tritt nicht zuletzt den Beweis an, dass im Winter in und rund um Saalfelden mehr getan werden kann als nur Skifahren. Mario Steidl, der zusammen mit Michaela Mayer hier ebenso wie beim »Jazzfestival Saalfelden« die Intendanz innehat, beschreibt das Festival ganz konkret: »Es soll in Zukunft nicht nur das große Festival im Sommer geben, sondern auch ein kleines Festival im kleineren Rahmen im Winter«. »Vier Konzerte finden im Kunsthaus Nexus statt, zwei im Bergbau- und Gotikmuseum und ein weiteres auf der Stöcklalm in Leogang«, so Steidl weiter.
Österreicher mit internationalem Format
Es wäre natürlich witzlos, wenn sich das Festival nur durch den durchgehend sehr viel kleineren Rahmen und die verringerte Anzahl an Acts vom Sommer-Bruder unterscheiden würde. Auch die Programmierung an sich unterscheidet sich, wenngleich im Sommer schon sehr viele österreichische Acts auf der Bühne standen, man denke nur an die famosen 5K HD. Im Winter 2018 ist der Prozentsatz aber noch einmal deutlich erhöht. »Von den sieben Konzerten spielen bei fünf österreichische Projekte. Das ist mir persönlich sehr wichtig«, beschreibt Steidl die Zusammensetzung der diesjährigen Acts und sein besonderes Anliegen zugleich.
Dahinter steckt aber kein plumper Patriotismus, sondern abermals eine Beweisführung. Nämlich die, dass sich österreichische Musiker aus dem Jazz-Dunstkreis ohne weiteres mit internationalen Acts messen können. Auf der Seite des »Teams Österreich« hat man über die Grenzen des Alpenlandes hinaus bekannte Namen wie Georg Breinschmid, BartolomeyBittmann, das Dickbauer Collective und Edi Nulz anzubieten. Auf der Stöcklalm darf darüber hinaus die österreichische Band Crossroad bei freiem Eintritt die Grenzen des Jazz hin zum Rock und Blues recht deutlich überschreiten. Den Österreichern gegenüber stehen internationale Hochkaräter der Marke Teufelsgeiger wie etwa Adam Baldych mit dem Helge Lien Trio oder der musikalische Tausendsassa Michel Portal mit seinem Quintett.
Das Programm im Ûberblick
Tatsächlich darf man sich als gelernter Österreicher über ein Unentschieden bei dem Zusammentreffen des »Teams Österreich« mit dem »Team International« freuen. Auf Weltklasse kann man nämlich nicht in vielen Bereichen und schon gar nicht im Fußball verweisen. Zu dieser Weltklasse auf Musikebene trägt Georg Breinschmid (zu hören am 21. Jänner um 11:00 Uhr im Bergbau- und Gotikmuseum) bei. Der Mann ist ein begnadeter Kontrabassist und Komponist und ansonsten sehr häufig mit dem ebenfalls sehr superen und weltklassigen Trompeter Thomas Gansch zu hören.
Ebenfalls international und auf herausragendem Niveau musizieren die Streicher-Könner BartolomeyBittmann (erlebbar am 21. Jänner um 14:00 Uhr im Bergbau- und Gotikmuseum), denen zu seinen Lebzeiten gar Nikolaus Harnoncourt mit »super komponiert und fabelhaft gespielt« größtes Lob aus berufendem Munde zukommen ließ. Das siebenköpfige Dickbauer Collective (zu sehen am 20. Jänner um 20:00 Uhr im Kunsthaus Nexus) wird wiederum mit komplexen Texturen und infektiösen Grooves punkten können. Mit Edi Nulz (am 19. Jänner um 22:00 Uhr im Kunsthaus Nexus), der laut Ö1-Oberjazzer Andreas Felber »räudigen Kammerpunkjazz« zelebriert, kommt dann noch ein militanter Musikgrenzen-Verweigerer zum Einsatz, der außerdem die Release-Show seiner neuen CD »El Perro Grande« im winterlichen Saalfelden feiert.
Zu Adam Baldych (am 19. Jänner um 20:00 Uhr im Kunsthaus Nexus) muss man eigentlich fast nichts mehr sagen. Außer so viel: Der Mann ist ein Virtuose vor dem Herrn, der dabei aber auch das Unterhalten und die Zugänglichkeit nicht eiskalt links liegen lässt. Zu der kompositorischen Kühnheit kommen Wärme und Melodieseligkeit und ergeben ein hochpotentes Musikgebräu, das zu überbieten sich selbst das Michel Portal Quintet (am 20. Jänner um 22:00 Uhr im Kunsthaus Nexus) nicht ganz leichttun wird. Man darf aber davon ausgehen, dass der vielseitige, weltgewandte und überaus informierte Musiker so seine Mittel und Wege finden wird, um zumindest aufzuschließen.
Fazit
Manchmal ist weniger mehr. Wer im Rahmen eines großen Festivals schon einmal den Ûberblick verliert und angesichts der Musikfülle erschlagen wird, der hat es im Winter in Saalfelden deutlich leichter. Sieben Konzerte sind bequem zu schaffen und eine Auswahl muss man erst gar nicht treffen. Wenn aber (m)ein ganz persönlicher Hörtipp gefragt ist, dann ließen sich BartolomeyBittmann noch einmal ganz besonders hervorheben.