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Robert Plant (w/ Suzi Dian)

»Saving Grace«

Nonesuch Records

Ich kenne kaum ein Soloalbum von Robert Plant, habe aber eine Schwäche für die Alben von Led Zeppelin. Nun ist es keine große Sache, sich dazu zu bekennen, hin und wieder mit dem bombastischen Sound dieses Rock-Dinosauriers zu liebäugeln. Dass diese Zeiten vorbei sind, weiß Robert Plant seit Langem und am besten selbst. Als Ahmet Ertegun, Gründer von Atlantic Records, der Plattenfirma von Led Zeppelin, 2006 verstarb, traten sie im Folgejahr ihm zu Ehren noch einmal für ein Konzert auf, mit Jason Bonham, Johns Sohn, am Schlagzeug. Aber schon lange davor und danach hat Robert Plant immer wieder verlauten lassen, den liebestollen Gockel schon aus Gründen fortschreitenden Alters nicht mehr geben zu wollen. »Whole Lotta Love« hatte er genug und lässt es folglich ruhiger angehen und tritt zum Fußballspielen oder Singen nicht mehr in Stadien, sondern in überschaubarerem Rahmen an bzw. auf. »Saving Grace« ist ein wohltemperiertes Americana-Album, atmosphärisch produziert, gemächlich in der Gangart. Das Schlagzeug wird überwiegend mit dem Besen bearbeitet, die Gitarren schleichen akustisch gezupft oder sanft elektrisch angeschlagen um den eher schnurrenden bis säuselnden Gesang von Robert Plant und Suzi Dian herum, die ab und an als seine Duett-Partnerin in Erscheinung tritt. Streicher runden das warme Klangbild ab. Ich habe keinen blassen Schimmer, wie viele von solchen gewissermaßen eichenvertäfelten Produktionen jedes Jahr erscheinen. Sicherlich einige. Ich bin ja nur wegen meiner Jugendliebe zu Robert über das Album gestolpert. Aber ich sage mal so: Die dem Folk zugeneigte Seite Led Zeppelins mochte ich immer schon (also hauptsächlich die Alben »III« und »IV«), ferner habe ich Veröffentlichungen von The Handsome Family (einem breiteren Publikum bekannt durch »Far From Any Road«, Titelsong der ersten Staffel von »True Detective«) zuhause stehen, kann mir frühe Wilco-Platten gut und gerne anhören und habe auch stets ein Auge darauf, was David Eugene Edwards so treibt. So sinister wie bei Sixteen Horsepower und Wovenhand geht es auf »Saving Grace« zwar nicht zu, aber ich versuche hier ja nur ansatzweise einzuordnen, warum man sich das Album vielleicht anhören kann, auch wenn man – lax formuliert – nicht vor 1950 geboren ist. Handwerklich ist das alles ohnehin gut gemacht und erinnert mich in dieser Weise an das von Daniel Lanois produzierte »Time Out Of Mind« von Bob Dylan. Gut abgehangene Americana, wie erwähnt. Kann man machen. Serviervorschlag: ein Glas nicht zu billigen Whiskey dazu. 

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