»Da haben doch tatsächlich Schreiberlinge behauptet, dass ich nicht alles live spiele« ?? Der im Holzfällerhemd und diesmal mit Schirmmütze agierende Reverend betont, dass er diese Beleidigung nicht so einfach wegstecken konnte. Verschmitzt spielt der Rauschbärtige gleichzeitig die Basssaiten seiner Gitarre und fährt mit quietschendem Slide-Röhrl über die Saiten ?? »Das ist nicht wahr, bei uns ist alles echt und leibhaftig. Wir klingen nicht wie Bands, die mit Playback ihren Sound aufmotzen und verwenden keine Notebooks« ?? Open minded klingt das zwar nicht, aber Recht hat Mr. Peyton damit. Nicht nur bei Gospelmessen in Harlem/New York gibt es eine best show on earth, auch das Trio aus Bloomington/Indiana gibt bei jedem Liveauftritt eine. Zwar ward es nicht ganz der helle Wahnsinn wie am 24. Mai 2009 im Wiener Chelsea. Doch tatsächlich: Auch auf der edlen Bühne des Jazz & Music Club wuchten die Hillbillies ihren räudigen Country-Blues-Punk verschärft auf die Bühne! Kaum eine Band spielt dermaßen schnell und bringt die Essenz so auf den Punkt. Washboard-Breezy (Peytons Ehefrau) und Drummer Aaron »Cuz« Persinger, entfernter Cousin, geben anno 2010 – wegen Vulkanasche zum Opfer gefallener Tour erst im Herbst – die Antriebsrakete für die Songs, und Reverend Peyton fährt mit dem Bottleneck prägnant Schlitten. Etwa im wiederum teuflisch in die Glieder fahrenden »When The Saints Go Marchin? In« oder in einem Song, wo zwischendurch der Fotzhobel als Slide-Instrument herhalten muss. Zwischendurch hält er Totengedenken für eine verstorbene Freundin – wo auf CD zufällig ein Frachtzug den Rhythmus gibt – und genial ist auch die Sing-a-long-Anmache in »Clap Your Hands« wo das Wiener Publikum gemÃ¤ß Bandregie energisch auch mit den Füßen stampft.
Klarerweise entpuppt sich der Reverend nicht als Hinterwäldler, der nur irgendwie in die Nähe der Tea Party gerückt werden könnte, und zollt der Finanzkrise trotzdem angemessen Tribut: Im räudigen Stomper »The Wages«, die als einzige nicht steigen. Auf welcher Seite man steht wird auch in »Your Cousin’s On Cops« wahr: Tatsächlich geriet Breezys Cousin in die Fänge der Reality-TV-Serie »Cops«, die die Exekutive bei der Strafverfolgung begleitet. Wie überhaupt der Reverend Wert darauf legt, dass seine Songs nur reale Begebenheiten wiedergeben.
Im finalen Richtung Boogie-Freakout ausartenden »Two Bottles Of Wine« – im angefügten Video-Link ist ein Zerstörungsakt à la Jimi Hendrix zu sehen – fackelt Breezy Peyton ihr Washboard wohl wegen der strengen Wiener Feuerpolizeigesetze nicht gänzlich ab. Trotzdem gilt: The Reverend Peyton’s Big Damn Band ist auch anno 2010 on fire!
Aktuelles Album: »The Wages« (Sideonedummy)
Link zum Video »The Reverend Peyton’s Big Damn Band’s All Star Jam«: