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Rafael Toral

»Travelling Light«

Drag City

Das letzte Album von Rafael Toral, »Spectral Evolution«, landete 2024 auf einigen Jahresendlisten, und entsprechend groß ist in gewissen Kreisen die Vorfreude auf ein neues Album des portugiesischen Musikers. Jetzt, welche Kreise? Abonnent*innen des britischen »Wire«-Magazins, zum Beispiel, und hoffentlich auch skug-Leser*innen! Toral experimentiert mit Klängen unterschiedlicher Herkunft und orchestriert sie im Rahmen meditativ anmutender, aber spannungsgeladener Kompositionen. Töne und Akkorde aus Gitarren und anderen Instrumenten werden elektronisch prozessiert – zerteilt, zerdehnt, in Frequenzen aufgedröselt und anschließend in der intensiven Bearbeitung zu einer Art klassischer Komposition geformt. Stilistisch könnte man diese elektroakustische Suite dann der Minimal Music zuordnen, geeignet zum nächtlichen Deep Listening. Das Artwork des Albums passt sehr gut zur grundsätzlichen Stimmung von »Travelling Light«: Der Blick fällt auf eine nächtliche, künstlich beleuchtete, urbane Szene. Der zwiespältige Eindruck, den solche Lichtverschmutzung hinterlassen kann, passt durchaus ebenfalls zu den melancholischen Rhapsodien auf dem Album von Toral, der während des Komponierens Jazz-Standards heranzog, um von diesen ausgehend seine eigene Musik für Nachtschwärmer zu entwerfen. Den Jazz in Torals Musik hört man aber nur noch, weil unter anderem auch Blasinstrumente vernehmbar sind, die eine gewisse musikhistorische Aura haben. Als Jazz-Album wird »Travelling Light« aber nur bei denjenigen durchgehen können, die einen sehr erweiterten Begriff vom Genre haben. Es liegt eine große Distanz zwischen den »Wee Small Hours of the Morning« und den »Tired Sounds of Stars of the Lid«, so könnte man verklausuliert sagen und den musikalischen Bogen von Jazz bis Ambient-Musik schlagen. In diesem Spannungsverhältnis steht auch »Travelling Light« und gibt dabei eine sehr elegante Erscheinung ab.

Home / Rezensionen

Text
Holger Adam

Veröffentlichung
10.10.2025

Schlagwörter

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