Daryl Groetschs Pulse Emitter startete als Noise-/Drone-Projekt Mitte der 2000er-Jahre und orientierte sich seither an Pionieren früher elektronischer Musik (Richard Teitelbaum, Morton Subotnick, David Rosenboom), Kosmischer Musik und des New Age, um schließlich in der digitalen Gegenwart zu landen. Die synthetischen Klänge entstehen heutzutage weniger unter Zuhilfenahme von miteinander verkabelten Vintage-Synthesizern aus unterschiedlichen Jahrzehnten, sondern als Resultat der Bedienung von Software, erweitert durch Plug-ins. Der Maschinenpark, den Groetsch sicher auch noch zuhause stehen hat, staubt überwiegend ein bzw. kommt er weniger zum Einsatz. Die technischen Feinheiten kann ich bis ins Detail hinein nicht nachvollziehen, aber im Hörerlebnis besteht der Unterschied in einer kristallklaren und kühl anmutenden Klangästhetik der digital generierten Musik gegenüber einer gewissen Wärme, die von modularen Synthesizern ausgehen kann. Ich möchte diese vage Gegenüberstellung aber nicht moralisch verstanden wissen. Eine kühle Ästhetik kann ebenso erfrischend wie abweisend wirken, Wärme muffig oder freundlich anmuten. Ich erzähle hier also keine Verfallsgeschichte, von wegen früher waren Pulse Emitter besser. Im Gegenteil. Die aufgeräumte und klar strukturierte Soundwelt von Daryl Groetsch überzeugt eben mit ihren quasi schon naturwissenschaftlichen Qualitäten. Da herrscht Ordnung im Klangforschungslabor: alle Frequenzen sauber kalibriert, jedes Tongemisch fein abgestimmt, die Melodien achtsam arrangiert. Professor Groetsch hat seine Experimente unter Kontrolle, synthetisiert unter künstlichem Licht und jenseits von Tag- und Nachtwechsel konzentriert vorm Bildschirm vor sich hin und man möchte ihn dabei nicht stören – Ergebnisse seiner Forschungsarbeiten legt er ja regelmäßig zur Begutachtung vor und die fallen seit Jahren so beeindruckend aus wie jetzt auch wieder »Tide Pools«. Elektronische Musik, die trotz ihrer relativen Nüchternheit die Fantasie und innere Bilder anzuregen weiß. Die können sehr unterschiedlich ausfallen. In ihrer Kompatibilität zu Computerspielwelten ließe sich das ebenfalls illustrieren. Eingebettet in ebensolche könnte die Musik als Soundkulisse in unterschiedlichen Genres und Settings funktionieren: zur Erkundung des Weltraums (»Starfield«), der Untersuchung eines biochemischen Katastrophenfalls und Bekämpfung damit einhergehender Gefahren (»Resident Evil«), der Erforschung dystopisch-urbaner Lebenswelten (»Cyberpunk«) sowie dem endlosen Spielen in digitalen Sandkästen (»Minecraft«). Aber man kann »Tide Pools« auch einfach so angenehm auf sich wirken lassen.
Pulse Emitter
»Tide Pools«
Hausu Mountain
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