Noise bis Hardcore ist optimalerweise eine positive Energie. So habe ich das in der Vergangenheit immer wieder herausgefiltert. Diesmal also bei piano possibile »infected by noise«. In bester Tradition. Allerdings nicht sehr der Rockszene nahe, wo diese Genres in früheren Jahren stark angesiedelt waren, sondern im Bereich der Neuen Musik. Und dies funktioniert tatsächlich exzellent und ist ein absolut gehbarer Weg. piano possibile, eine Münchner Formation, zeigt mit ihrem jüngsten Konzept »infected by noise« internationales Niveau. Mit der Interpretation von Kompositionen von Emanuele Casale, Michael Gordon, Gilles Gobeil, Bernhard Lang, Klaus Schedl, Philipp Kolb und vom Ensemble selber. Erstmals aufgeführt im Juni im i-camp München und im ZKM Kahrlsruhe.
Die Dramaturgie des Konzerts ist mit einem durchgeplanten Spannungsbogen ähnlich wie bei einem DJ-Set. Changierend zwischen vokal, instrumental und elektronisch. Zwischen zurückhaltender Introvertiertheit und direkter Extrovertiertheit. piano possibile klingen dabei zwar kontrolliert, aber immer höchst energetisch. Sind sowohl Ensemble als auch wie eine Rockband.
Bemerkenswert das Stück »I buried Paul« des Komponisten Michael Gordon, einzuordnen im Post-Minimal und Totalism. Gordon, auch Mitbegründer von Bang on a Can, vereint Elemente aus Punk, Free Jazz und Klassik.
piano possibile, das es seit 1993 gibt, betont, dass es um die Lust an der Teilnahme spannender Prozesse künstlerischer wie gesellschaftlicher Natur geht. Rastlos auf der Suche nach immer neuen Herausforderungen. Es gab beispielsweise auch vor einigen Wochen ein Unterwassermusiktheater des Ensembles, bei dem akustische und szenische Unterwasserwelten erkundet wurden.
Nicht zuletzt Extreme und Experimente sind dem Ensemble alles andere als fremd.
Ausblick
piano possibile spielt am 4. 2. 2011 im Rahmen des Symposiums »Neue Musik, neue Üffentlichkeit in der Muffathalle München. Mit Klaus Schedls Liedzyklus »Les Fleurs du Mal« nach Texten von Charles Baudelaire.