Gleich einmal vorweg: So schlimm, wie der Titel anmutet, ist es beim Anhören der CD nicht – und trotzdem wird man nicht enttäuscht. Man kann bei Singapore Sling die Einflüsse raushören, die man will: Velvet Underground oder Cramps, Stooges und viel Rockabilly … Singapore Sling ist auch der Name eines Cocktails, der u. a. aus Gin und Cherry Brandy besteht. Es wurde in den Jahren aus der Erinnerung diverser Barkeeper weiterentwickelt, so sagt zumindest Wikipedia. Nun, die sechsköpfige Band aus Reykjavik ist ein gelungener Cocktail aus dem isländischen (nördlichen) Sinn für Melancholie, welchen man sich durchaus zu hören einbilden darf, und einer Menge aus der Erinnerung wieder neu zusammengesetztem Rock’n’Roll. Die Twang-Gitarren klingen frisch, vor allem durch etwas dunkler gefärbte Töne und erschließen dadurch neue Dimensionen jenseits des guten alten Klangs. Bei »Call Me Trash« kommt Sänger Henrik Lou Reed gefährlich nahe. Die Riffs sind lang und schleppend, erzeugen eine (schon wieder) düstere Atmosphäre, aber ohne »böse« zu sein. Hier ist echte Rock’n’Roll-Energie zu spüren, die sich der vielen Möglichkeiten dieser Musik bewusst ist. Es könnte als ein guter Soundtrack sowohl zu einem Munch-, als auch zu einem Hopper-Gemälde dienen. Und Henriks Stimme verliert sich dann immer wieder in der Ferne …
Singapore Sling
»Perversity, Desperation and Death«
8MM Musik
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