Das heuer zum siebenten Mal stattfindende Ostrava Days Festival bietet insgesamt 18 Konzerte, verteilt auf drei Wochenenden. Das klingt ein wenig lang gezogen und zugleich spartanisch, aber viele Konzertabende sind vollgepropft mit kleineren Werken, weswegen insgesamt 80 zeitgenössische Kompositionen, darunter 27 Weltpremieren, zu hören sind. Das ist beachtlich. Wohl darum auch schwärmt das Branchenblatt »The Wire«: »The most ambitious contemporary composition event in Eastern Europe.«
Ein Schwerpunkt gilt der New Yorker Minimal Art Scene der 1970er, allen voran Philip Glass, mit dessen fünfstündiger »Music in Twelve Parts« das Festival voreröffnet wird – gespielt vom Philip Glass Ensemble und dirigiert vom Maestro persönlich. Auch Jon Gibson, Christian Wolff, Charlemagne Palestine und Phill Niblock zählen zu dieser Minimal Szene, vermutlich darf man sich das wie ein Klassentreffen vorstellen. Man kennt sich und schätzt sich – hoffentlich genügt man sich nicht auch zu sehr in dem was man tut.
Dagegen spricht unter anderen, dass es etwa auch den Österreicher Peter Ablinger zu hören gibt, mit einer Installation, bei der das Publikum drei öffentliche Orte aufsuchen darf. Wer Ablinger gar nicht kennt: Unbedingt in die auf God Records erschienenen »Regenstücke« hinein Hören. Absolut hörenswert weiters eine Aufführung der 45-minütigen Oper »Lohengrin« von Salvatore Sciarrino, sowie Werke von Carola Bauckholt, Bernhard Lang, Oehring, John Cage, Morton Feldman, Edgard Varèse, Galina Ustvolskaya und vielen mehr. Wem das nun wiederum zu atemlos erscheint, für den gibt es einen besonderen Ausdauerleckerbissen: Festivalgründer Petr KotÃk präsentiert eine sechsstündige Umsetzung der Gertrude Stein-Novelle »Many Many Women«.
Also bitte, nehmen Sie Platz. In Ostrava wohlgemerkt.